Ansichtssache: Diskos, DJs und Dekadenz – Wollen die Einheimischen das Huhn schlachten, das goldene Eier legt?

Wollen die Einheimischen das Huhn schlachten, das goldene Eier legt?

Wo wäre Ibiza heute ohne die Partykultur? Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Nachtleben und der Glamour nicht wegzudenken. Unser Kolumnist Josef Buchbinder hat sich Gedanken dazu gemacht.

“Die ganze Welt kennt Ibiza als Partyinsel. Musik und Party sind wohl die Hauptattraktionen für den größten Teil der Besucher. Diskos, DJs und Dekadenz erzeugen das leicht verruchte Image, das die Reichen und Schönen der Welt nach Ibiza zieht. Hier verbreiten sie mit ihren privaten Jets, exotischen Autos und feudalen Yachten einen Hauch von exklusiver großer Welt und verleihen Ibiza einen kosmopolitischen Glanz.
Die Besucher der Familienhotels und die All-In-Touristen könnten ihren Urlaub auch preisgünstiger an den Stränden des spanischen Festlandes oder anderer Mittelmeerländer verbringen. Aber die Illusion, dass ein wenig vom Glanz der prominenten Inselbesucher auf sie abfärbt, entschädigt für die Extrakosten: man war nicht irgendwo im Urlaub, nein, man hat sich einen Aufenthalt auf Ibiza geleistet!

Die Dauer der Sommersaison wird weitestgehend von den Öffnungs- und Schließungsparties der großen Diskotheken bestimmt, und der allergrößte Teil der Einnahmen und somit das tägliche Brot der Einheimischen ist wohl dieser Unterhaltungsindustrie zu verdanken.
Doch möchte ein Teil der Inselbewohner genau das Huhn schlachten, das die goldenen Eier legt.
Zuerst wurde die äußerst wertvolle und in der ganzen Welt bekannte Marke “Ibiza” durch das völlig unbekannte “Eivissa” ersetzt. Es dauerte einige Jahre, bis dieser Unsinn als solcher entlarvt und zurückgedreht wurde.
Doch mit der zeitgenössischen Partykultur stehen die Obrigen noch immer auf Kriegsfuß. Egal ob asoziale Sozialisten, unpopuläre Populisten oder rückständige Progressive die Insel regieren – nachdem private Parties weitgehend verboten und die Öffnungszeiten der Diskotheken und Clubs immer mehr eingeschränkt wurden, ist es nun an der Zeit, die Musik an den Strandbars, die Parties auf Booten und an den Stränden an die Kette zu legen.

Einerseits werden hunderten Bewohnern der Stadt Ibiza etliche Live-Konzerte auf der Stadtmauer oder am Plaza Reina Sofia zugemutet, andererseits durfte der Schönheitsschlaf von ein paar großkotzigen Villenbewohnern durch einen Event auf der Trabrennbahn von San Rafael auf keinen Fall gestört werden – selbst nicht für unbezahlbare, weltweite Gratis-Werbung für die Ibiza-Party des Musiksenders MTV.
Mit dem Ibiza Music Summit (IMS) wird der Bestseller Partymusik zwar von der Musikindustrie promoted, aber der hochgelobte “Ibiza Music Cluster” des Inselrates zur Förderung der lokalen Musikproduktion hat wohl Dornröschen als Vorbild.
Musik und Parties weckte Ibiza in den sechziger Jahren aus dem Dornröschenschlaf, in den es auch wieder versinken wird, sollten die Schildbürger ihren Willen bekommen. sepp

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