Ausgebeinte Erinnerungen auf einer galaktischen Baustelle – Vom KU zum UNVRS: Der größte Club der Welt und seine Geschichte

Vom KU zum UNVRS: Der größte Club der Welt und seine Geschichte

Endlich ist die Katze aus dem Sack: Das seit 2020 geschlossene Privilege, einst laut Guinness Buch der Rekorde der “größte Club der Welt”, besteht derzeit nur noch aus einem monströsen Stahlgerippe und der über viele Kilometer weit sichtbaren weißen Kuppel. 

Mit Hochdruck läuft der Umbau zu einem neuen Musik- und Tanztempel auf Ibiza, der 2025 unter dem Namen UNVRS eröffnen soll. Schon vorher war das Privilege mit einer Kapazität von 10.000 Besuchern gigantisch groß. Unter der neuen Federführung könnte die Location nun wahrhaftig galaktische Ausmaße annehmen. 

Gegründet als KU (1979–1995) und später als Privilege (1995-2019) bekannt, gehört die Megadisko seit 2020 vollständig der Unternehmensgruppe Grupo Empresas Matutes, die unter anderem auch das Ushuaïa, Hard Rock Hotel und das Hï betreibt. 

In den 70er- und 80er-Jahren war das KU ein Treffpunkt für Hedonisten, Party-Verrückte, Stars und Sternchen. Unter freiem Himmel gaben sie sich dem Exzess und dem wilden Vergnügen hin. Unvergessen ist Freddie Mercurys Duett mit Montserrat Caballé im Jahr 1987. 

Auch der britische Fotograf Derek Ridgers ließ sich damals vom Zauber des KUs begeistern. Seine Eindrücke aus dieser Zeit finden sich in seinem Bildband “KU, Ibiza, 1984”, der kürzlich im Ojos de Buey-Verlag erschien. Die Texte darin sind auf englisch und spanisch. 

Vor genau 40 Jahren besuchte Ridgers Ibiza und erkundete das Nachtleben. Der Fotograf war durch seine Dokumentationen der Londoner Underground-Szene bekannt geworden, vor allem durch zwei Einzelausstellungen: 1978 mit Punk-Porträts und 1980 mit Aufnahmen von Skinheads. Nachdem er seinen Job in der Werbung aufgegeben hatte, um sich ganz der Fotografie zu widmen, reiste er 1984 mit seiner Familie nach Ibiza. 

Die Insel beeindruckte ihn mit ihrem außergewöhnlichen Nachtleben, das von einer einzigartigen Mischung aus Freizügigkeit und Freiheit geprägt war.

Er nutzte die Kamera, um die Natur und die Menschen festzuhalten. Die Szene dort war eine Melange aus Adlib-Mode, Hippie-Atmosphäre und den neuen Romantikern. Besonders faszinierte ihn der Club KU in San Rafael, der auf ihn “wie ein James-Bond-Filmset” wirkte und durch seine Größe und Lage beeindruckte. Das KU war der einzige Club auf Ibiza, den Ridgers zu jener Zeit besuchte. Eröffnet von baskischen Geschäftsleuten war die Disko bekannt für ihre originellen Themenpartys, etwa die weiße Nacht, die rote Nacht oder die brasilianischen Nächte. Berühmtheiten wie Roman Polanski besuchten den Club. Das KU war auch Geburtsort der Band Locomía.
Zurück in London wurden seine Fotografien und sein Bericht von der Zeitschrift The Face zunächst abgelehnt, bevor sie 1985 erkannte, dass Ibiza definitiv eine Reportage wert war.
Das goldene Zeitalter von KU endete Ende der 80er-Jahre, als aufgrund von Anwohnerprotesten die großen Clubs wegen des Lärms nach und nach schalldicht gemacht wurden. Nach einer teuren Renovierung musste das KU an Gläubiger übergeben werden und wurde als Privilege geführt. 

Ridgers kehrte in den späten 90ern nach Ibiza zurück, fand jedoch die Atmosphäre verändert und für seine Fotografie ungeeignet.
Das Privilege ist seit 2020 geschlossen, hauptsächlich der Corona-Pandemie geschuldet, aber auch wegen eines Gerichtsurteils im November 2023. Die Grupo Matutes erweckt die Location nun als UNVRS wieder zum Leben. Dabei geht es nicht nur um eine Renovierung, sondern um eine Kernsanierung. Der Verfall ließ sich nicht mehr aufhalten.

Das Gebäude ist bis zum Stahlgerüst entbeint. Das einzige, was von der alten Struktur noch da ist, ist die gigantische Kuppel, die für Generationen von Clubbern zum Symbol von Party unter freiem Himmel wurde. Der US-amerikanische Schauspieler Will Smith ist Teil der Marketingkampagne, die bereits angelaufen ist und für die Eröffnung 2025 wirbt.

Live-Auftritt von Freddie Mercurys im Duett mit Montserrat Caballé im KU im Jahr 1987