Die Erntezeit der Johannisbrotbäume auf Ibiza hat begonnen – Die Kooperativen bezahlen gutes Geld für jeden abgegebenen Sack
Die Kooperativen bezahlen gutes Geld für jeden abgegebenen Sack
Die Erntezeit der Johannisbrotbäume auf Ibiza hat begonnen und die Landwirtschaftskooperativen sind gerüstet auf Tonnen von Schoten, die in den nächsten Wochen hier angenommen werden.
Die drei wichtigsten Annahmestellen (“puntos de recogida”) auf der Insel sind die Cooperativa Santa Eulalia, die Cooperativa San Antonio und Agrupacion Ibiza bei San Lorenzo (gegenüber der Bar “Lydia’s”). Wer Bäume davon auf seinem Grundstück hat, kann die braunen Früchte des “algarroba”-Baums in extra dafür bereitgestellten Säcken hier abgeben. Jedoch ist dies mit ein bisschen Papierkram verbunden, denn in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Diebstählen auf den Feldern. Die Ware ist wertvoll, denn die Annahmestelle bezahlt gutes Geld für jedes abgegebene Kilo.
Grundstücksbesitzer müssen auf einem Dokument ihren Poligono und ihre Parzellennummer angeben, womit sie bestätigen, dass sie die Eigentümer der Bäume sind.
Wer kein eigenes Grundstück hat, aber ernten möchte, kann dies tun, indem er die Eigentümer um Erlaubnis und entsprechende schriftliche Bestätigung bittet. Bis vor einigen Jahren war dieses Prozedere nicht nötig, doch häuften sich Fälle von Diebstahl der süßen Schoten. Letztes Jahr musste sogar die Guardia Civil ermitteln, weil Unbekannte nachts dutzende prall gefüllte Säcke mitgehen ließen. Ein voller Sack wiegt etwa 20 Kilo.
Die leeren Säcke gibt es bei den Sammelstellen, ebenso Netze, die man ab August unter den Bäumen auslegen kann. Wenn ihre Zeit reif ist, fallen die Früchte von selbst auf den Boden und bleiben auf dem Netz liegen. Letzte am Baum verbliebene Schoten lassen sich mit leichten Stockschlägen gegen die Äste zu Fall bringen.
Damit sie lange haltbar bleiben, müssen sie sehr trocken gelagert werden. Von Ende August bis etwa Dezember nehmen die Sammelstellen die vollen Säcke entgegen. Im Herbst 2022 lag der Ankaufspreis pro Kilo bei 1,20 Euro, im Jahr 2021 bei 1 Euro, während es 2012 nur 0,20 Euro waren.
Wer will, kann sich bei der Cooperativa als Mitglied (“socio-colaborador” für 22 Euro im Jahr) oder Lieferant (“provedor”) anmelden. In beiden Fällen muss ein Aufnahmeantrag (“solicitud”) ausgefüllt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Land besitzt oder nicht. Es genügt eine DNI bzw. die NIE-Nummer. Die Socios kommen aus allen Gemeindegebieten. Es spielt auch keine Rolle, wo man auf der Insel lebt oder gemeldet ist. Aktuell zählt die Genossenschaft von San Antonio knapp 2.000 Mitglieder. Als Mitglied bekommt man Rabatt auf viele Artikel in den der Cooperativen angeschlossenen Läden und kommt in den Genuss von Kursen und Ausbildungen im landwirtschaftlichen Bereich.
Erstaunlicherweise sind es zahlenmäßig mittlerweile mehr Privatmenschen als Bauern, die sich an der Ernte beteiligen.
Im Jahr 1957 erreichte Ibiza mit 4.000 Tonnen die höchste Johannisbrotproduktion seiner Geschichte. Danach kam es zu einem allmählichen Niedergang. Ibizas Bauernfamilien gaben die Feldfrüchte auf, weil sie von einer anderen, attraktiveren Reichtumsquelle angezogen wurden: dem Tourismus.
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Text: Friederike Diestel / Fotos: Friederike Diestel
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera
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