Inselrat zur Wohnungsnot: „Wucher ist kein Gesetzesverstoß“ – Kritischer Beitrag auf dem ZDF von Anna Feist über das Leid der Einheimischen
Kritischer Beitrag auf dem ZDF von Anna Feist über das Leid der Einheimischen
Eine im Juni auf ZDF ausgestrahlte Sendung über Ibiza bringt die Problematik der akuten Wohnungsnot und das damit verbundene Leid der Menschen auf den Punkt.
“Wo Touristen feiern, verzweifeln Einwohner” lautet der Titel des Beitrags der Reporterin Anna Feist. Sie traf sich mit Einheimischen, die sich das Wohnen kaum mehr leisten können.
“Der Tourismus auf Ibiza liegt auf einem Rekordniveau. Doch nur wenige Einheimische profitieren davon. Wohnen und Leben auf der Insel werden immer unbezahlbarer”, berichtet sie.
Der Eintritt zur Party kostet um die 40 Euro, das Bier an der Bar bis zu 18 Euro: Besonders für die Insulaner ist die Insel kaum noch erschwinglich. Vor allem hohe Wohnungspreise bereiten ihnen Sorge, so wie Pepe Pisset. Er ist Fischer in zweiter Generation, sein Boot gehörte schon seinem Vater. Doch leben kann er vom Fischfang längst nicht mehr. Das macht sich im Alltag bemerkbar: “Das Inselleben ist zu teuer. Du kannst nicht einfach in irgendein Restaurant gehen, denn je nachdem, wo du landest, musst du mindestens 200 Euro zahlen.”
Wie das ZDF berichtet, sind die Mietpreise auf den Balearen allein zwischen Mai 2023 und Mai 2024 laut dem spanischen Immobiliennetzwerk Idealista um 18 Prozent gestiegen.
Felipe Keily, Argentinier mit italienischem Pass, arbeitet als Musiker auf der Insel. Am Tag verdient er durchschnittlich 100 Euro. Genug, um ein gutes Leben zu führen, dachte er. Doch die Rechnung hat er ohne den völlig überteuerten Wohnungsmarkt gemacht: “Ich zahle 700 bis 900 Euro für ein Zimmer, für das man monatlich überall sonst auf der Welt nicht mehr als 150 bis 250 Euro zahlt.”
Felipe wollte das nicht hinnehmen und zog in ein Zelt, das auf einem öffentlichen Parkplatz steht. “Er kocht nun im Wohnwagen eines Freundes, geduscht wird im Fitnessstudio”, berichtet die Reporterin.
Es gibt keine genauen Zahlen, “doch es dürften Tausende sein, die in illegalen Camps” leben. Die Inselregierung kenne das Problem, große Zuversicht für eine schnelle Lösung habe man jedoch nicht, wie Mariano Juan (PP), Vizepräsident des Inselrats, erklärt: „Es gibt keine magischen Lösungen für das Wohnungsproblem.” Und auch gegen Wucher könne man nichts tun: „Wucher ist kein Gesetzesverstoß“, so Juan.
Immerhin haben die Strafverfolgungsbehörden erwirken können, durch die Androhung hoher Geldstrafen, dass illegale Ferienwohnung-Vermietungen zurückgegangen sind. Auf der Plattform „Airbnb“ sanken diese von etwa 8.000 Unterkünften im Jahr 2019 auf 3.900 Ende 2023.
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Text: red / Fotos: Screenshot
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