Neptungras eignet sich als ökologischer Baudämmstoff – Hoher Salzgehalt hält Feuchtigkeit ab und sorgt für Kühle im Sommer
Hoher Salzgehalt hält Feuchtigkeit ab und sorgt für Kühle im Sommer
Seegras, insbesondere das sogenannte Neptungras aus dem Mittelmeer, ist ein natürlicher und vielseitig einsetzbarer Baustoff.
Auf Ibiza und Formentera wird es durch die Strömung an die Strände gespült, trocknet dort und könnte direkt verwendet werden.
Ein verwandtes Seegras wächst auch an den Küsten der Nord- und Ostsee. Jörn Hartje importiert es aus Dänemark und verkauft es für Bauzwecke: “Es eignet sich sowohl für Sanierungen als auch für Neubauten“, erklärt der Unternehmer. Seegras kann als Dämmstoff, Dachabdeckung und Füllmaterial genutzt werden.
Denn dank seines hohen Salzgehalts ist es besonders widerstandsfähig gegen Schädlinge, Feuer und Feuchtigkeit.
Das Salz darin hilft, Wasser zu absorbieren und wieder verdunsten zu lassen, ohne dass das Material schimmelt, solange es nicht dauerhaft feucht bleibt. Im Gegensatz zu synthetischen Dämmstoffen, die mit Chemikalien behandelt sind, bietet Seegras diese Vorteile von Natur aus. Bauingenieur Gerhard Holzmann bestätigt, dass Seegras gesundheitlich unbedenklich ist und sich auch für Allergiker eignet. Während Kunststoffe nach dem Recycling als giftige Abgase enden, lässt sich Seegras ganz einfach kompostieren.
Neben der Wärmeisolierung sorgt es auch für Schallschutz und kühlt Gebäude im Sommer, da es sich langsam erwärmt.
Zwar haben künstliche Dämmstoffe wie Styropor oft eine höhere Dämmleistung und sind günstiger, doch Seegras kann in seiner natürlichen Form gut mit anderen Naturdämmstoffen mithalten. Es lässt sich vielseitig einsetzen – in Form von Platten oder durch Einblasen und Einschütten in Wände und Zwischenräume. Allerdings fehlt in Deutschland noch eine bauliche Zulassung für die Einblastechnik.
Auch ist der Preis von Seegras derzeit noch höher als der synthetischer Alternativen: Hartje verkauft es für 1,70 Euro pro Kilogramm. Für einen Kubikmeter Dämmmaterial braucht man etwa 50 Kilogramm. Dennoch hofft er, Seegras als Baustoff in Deutschland populär zu machen. In Dänemark wird es bereits seit Jahrhunderten zur Dachabdeckung verwendet. Bis in die 1960er-Jahre wurde Seegras auch in Deutschland zum Dämmen, als Matratzenfüllung und sogar als Verpackungsmaterial genutzt, bis es durch Kunststoffe verdrängt wurde.
Auf Ibiza wird das am Strand liegende Neptungras meist als Müll betrachtet und weggeschafft. Holzmann schlägt vor, es zu sammeln und an Produzenten weiterzugeben, was die Entsorgungskosten senken und die Marktpreise reduzieren könnte. Hartje macht sich ebenfalls stark dafür, dem Naturmaterial wieder mehr Beachtung zu schenken: “Wir wollen diese alte Kulturtechnik wiederbeleben“, sagt er.
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Text: red / Fotos: red
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