Serpentinen im Stress: Wie Google die Punta Grossa zum Bröckeln bringt
Verirrte Raser, Müll und kaputte Straßen: Eine Wohngegend im Ausnahmezustand
Punta Grossa – Endlich können die Anwohner auf der Punta Grossa bei Cala San Vicente wieder aufatmen: Der Sommer ist vorbei und damit auch das massive Aufkommen von Autos in dieser eigentlich nur von Einheimischen bewohnten Gegend.
Was nun jedoch umso deutlicher zu Tage kommt, sind die Schäden, die die schmale Serpentinenstraße durch den überbordenden Verkehr erlitten hat. Das Problem sind verirrte Touristen, die dem Navi auf der Suche nach Stränden oder Aussichtspunkten folgen, doch Google sie aus unerklärlichen Gründen immer wieder in diese sonst sehr ruhige Wohngegend schickt.
Viele fahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit: “Drei überfahrene Katzen hatten wir diese Saison. Eltern haben Angst, ihre Kinder allein runter zum Strand laufen zu lassen“, berichtet Udo Hoffmann, der die Sorgen der Anwohner kennt.
Das Hauptproblem sei die Verkehrssicherheit, die riesigen Schlaglöcher, die losen Leitplanken, falsche Beschilderung und ein irreführender Mittelstreifen im unteren Teil der Straße, ungepflegtes Buschwerk, was die Straße noch schmaler macht, und natürlich die viel zu hohen Geschwindigkeiten. Seit Jahren warten die Anwohner auf eine Lösung seitens des Ayuntamientos von San Joan. “Überall auf Ibiza bringen sie Bodenschwellen an, nur in unserer Straße nicht”, wundert sich Jürgen.
Fraglich ist natürlich, ob die Wasser-Camiones es dann noch die steilen Kurven hochschaffen, falls bis dahin nicht vorher schon die ganze Böschung abgerutscht ist. “Eine Mauer, die den Weg stützt, beult sich schon aus, und das Erdreich löst sich vom Gewicht der Laster”, erzählt Uli. Eines Tages könnte sie ganz herunterbrechen: “Es wäre nicht das erste mal. Das ist an anderen Stellen schon oft passiert”, meint Udo, der betont, man wolle sich nicht nur beschweren, sondern sei schon vor Jahren an das Rathaus mit Lösungsvorschlägen herangetreten.
Eine Idee wäre, geeignete Schweller anzulegen oder die Straße nur für Anlieger zu öffnen und für den öffentlichen Verkehr zu sperren.
Im April 2023 landete ein Auto in Udos Garten, weil der Fahrer einem Schlagloch ausweichen wollte und Gegenverkehr kam. Er wurde in die Seitenplanke gedrückt, überschlug sich zwei Mal und prallte auf einer Mauer auf: “Er hätte auch bei mir im Schlafzimmer landen können, oder das Pärchen hätte sterben können. Ein Kran musste das Auto aus meinem Garten hieven, die Mauer war natürlich auch kaputt.”
Hinzu kommt als weiterer Ärger der Müll, den die Touristen hinterlassen: “Camper und Wohnmobile stehen in den Kurven und oben am Waldrand. Sie haben keine Toilette. Der Ort ist auf Google als Aussichtspunkt verzeichnet, aber die Stadt stellt nicht mal einen Mülleimer auf. Der Straßenfeger säubert nur das erste untere Viertel der Carrer Punta Grossa, den Rest nicht. Aber unten am Strand herrscht immer perfekte Sauberkeit”, klagt Jürgen.
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Text: red / Fotos:
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