Von wegen Pirateninsel: Die Korsaren raubten mit königlicher Erlaubnis – Zweite Auflage des Buchs Pere Vilas Gil über die ibizenkischen Freibeuterkapitäne
Zweite Auflage des Buchs Pere Vilas Gil über die ibizenkischen Freibeuterkapitäne
Es heißt oft, Ibiza sei eine Pirateninsel. Das ist falsch, zumindest per Definition. Denn die Piraten auf Ibiza hatten eine königliche Erlaubnis zum Rauben.
Die Aufgabe der Korsaren war es, die Außengrenzen des Landes gegen afrikanische Eindringlinge zu verteidigen. Dafür erhielten sie den Freibeuterbrief, mit dem sie “feindliche” Boote ganz offiziell überfallen durften. Korsar war in früheren Zeiten auf Ibiza ein angesehener Berufsstand. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert gab es auf Ibiza rund 220 Freibeuterkapitäne mit ihren Mannschaften, erklärte Vortragsredner José María Prats bei der Präsentation der zweiten Auflage des Buches “Die ibizenkischen Korsaren” im alten Casino im Hafen von Ibiza-Stadt.
Zahlreiche Gäste waren erschienen, um sich ein Exemplar und die Signatur von Autor Pere Vilas Gil zu sichern. Die Geschichte der Piraten bzw. Korsaren auf Ibiza geht viele Jahrhunderte zurück, und viele bis heute einflussreiche Familien erschufen sich die Grundlage ihres Vermögens zu jener Zeit.
Prats, Ferrer, Roselló, Planells, Guasch, Noguera und Tur sind typische Familiennamen auf Ibiza. Ihre Vorfahren lebten nicht vom Tourismus, sondern von der Seefahrt. Die kleine Insel wurde immer wieder überfallen (die typischen kastenartigen Wehrkirchen wurden dann zu Festungen), so dass den Einheimischen nichts anderes übrigblieb als “das in die Praxis umzusetzen, was aus militärischer Sicht in manchen Fällen die beste Verteidigung zu sein scheint, nämlich ein Angriff”, schreibt Ramon Mayol vom Verlag “Ibiza Editions” im Vorwort. Damit “wurden die Opfer zu Henkern.” Viele Ibizaner widmeten sich der Bewaffnung ihrer Schiffe und dem Angriff auf die Schiffe aus Nordafrika, bis zu dem Punkt, dass der Erfolg bei den Überfällen und der daraus resultierende wirtschaftliche Nutzen zu ihrer Haupteinnahmequelle wurden.
Das Korsarendenkmal am Hafen ist diesen Männern gewidmet, der bekannteste war Antonio Riquer Arabi.
In seinem Vortrag ging Prats auf die Ursprünge der Piraterie ein, beginnend bei den Griechen, Phöniziern und Römern, dann die Vandalen und Normannen, gefolgt von der muslimische Ära bis zur Einnahme Granadas (1492) und Lepanto (1571) und dem Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert. Diese Zeit war “das goldene Jahrhundert der ibizenkischen Korsaren”, erklärt Prats. Die Real Armada, die königliche Flotte, wurde gegründet, es gab moderne Schiffe und Fregatten, und im Mittelmeerraum wurde zur Verteidigung auf die Hilfe der Korsaren zurückgegriffen.
Laut Vilás Gil gab es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Ibiza etwa 600 Menschen, die sich dem Freibeutergewerbe widmeten.
1856 unterzeichneten die europäischen Großmächte in Paris ein Abkommen zum Verbot der Kaperfahrt. Spanien schloss sich dem Abkommen von 1908 an. Seitdem leben die Freibeuter nur noch in Geschichten und Legenden fort.
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Text: Friederike Diestel / Fotos: red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera
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