Warum auf Ibiza so viele Ortschaften nach Heiligen benannt sind

Von maurischen Namen zu christlichen Symbolen

Ibiza, die drittgrößte Insel der Balearen, ist heute vor allem bekannt für ihre Strände, das lebendige Nachtleben und die internationale Party-Szene.

Doch abseits dieser modernen Attraktionen birgt die Insel eine tief verwurzelte spirituelle und religiöse Geschichte, die in den Namen vieler ihrer Ortschaften widerhallt.

Santa Gertrudis, San Miguel, San Rafael, Sant Jordi oder San Carlos: Die Benennung zahlreicher Gemeinden auf Ibiza nach Heiligen hat ihren Ursprung in der christlichen Tradition, die auf die Zeit des 13. Jahrhunderts zurückgeht.

Nachdem die katholischen Truppen Guillem de Montgrís im Auftrag von König Jaime I. von Aragonien die Insel am 8. August 1235 von den Muslimen zurückerobert hatten, begann eine intensive Phase der Christianisierung.

In dieser Zeit wurden viele Städte und Dörfer, die zuvor maurische oder lokale Namen trugen, nach katholischen Heiligen umbenannt. Dies sollte die Rückkehr des Christentums symbolisieren und die religiöse Identität der Insel festigen. Auch rissen die Katalanen die arabische Moschee ab und bauten auf ihrem Fundament die heutige Kathedrale in der Altstadt Dalt Vila.
Ein weiterer Grund für die Namensgebung nach Heiligen liegt in der engen Verbindung der damaligen Bewohner Ibizas zur katholischen Kirche. Die Menschen lebten in kleinen, oft isolierten Gemeinschaften, die stark vom Glauben geprägt waren. Die Heiligen wurden als Schutzpatrone verehrt, die vor Gefahren wie Krankheiten oder Piratenangriffen schützten. Daher war es naheliegend, dass viele Siedlungen und Kirchen den Namen eines Heiligen erhielten, um diese Schutzfunktion zu symbolisieren.

Foto: Tommy Igiel / ibiza-inside.com

Ein Beispiel ist der Ort Sant Antoni de Portmany, benannt nach dem Heiligen Antonius von Padua, der unter anderem als Patron der Armen und Reisenden gilt. Ein weiteres Beispiel ist Santa Eulària des Riu, benannt nach der heiligen Eulalia, die als Märtyrerin im 4. Jahrhundert in Barcelona verehrt wurde. Solche Namen sind auf der ganzen Insel verbreitet und spiegeln die tiefe religiöse Bindung der damaligen Gesellschaft wider.

Aus wirtschaftlicher Sicht zerstörte die Eroberung von 1235, wie immer nach einem bewaffneten Konflikt, die gesamte Wirtschaftsstruktur. Das Produktionssystem von „Yebisah“, wie die Insel während der maurischen Epoche genannt wurde, brach zusammen. Aus sozialer Sicht entwickelten sich Ibiza und Formentera von einer mehr oder weniger egalitären Gesellschaft, die auf der Grundlage der islamischen Religion organisiert war und in der das Eigentum zwischen Familien und Clans verteilt wurde, zu einem Feudalsystem, das auf der Beziehung zwischen Herrn und Vasallen fundierte. Die neue Gesellschaft wurde nach den Kriterien Geburt, Abstammung, Status und Privilegien organisiert.

Auch wenn Ibiza heute für viele andere Dinge bekannt ist, bleiben die heiligen Namen der Orte ein stilles Zeugnis ihrer spirituellen Vergangenheit und ein wichtiger Teil der kulturellen Identität der Insel.