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Die Bienenzucht auf Ibiza erfuhr einen Schub mit der Besiedelung durch die Phönizier

Die Bienenzucht auf Ibiza erfuhr einen Schub mit der Besiedelung durch die Phönizier 

Beim Herumwandern in der Natur auf Ibiza entdeckt man, wenn man etwas Glück hat an menschenfernen Stellen meist im Wald oder am Waldrand, wuchtige, zum Teil verfallene, mit Holz ausgekleidete Steinhügel.  

Sie dienten den Ureinwohnern einst als Bienenkästen und sind Zeugnis für die lange Geschichte des Honigs auf den Pityusen. Diese Form traditioneller, antiker Bienenstöcke, die für ihren Bau “weltweit einzigartig” sind, wurden möglicherweise “seit den Phöniziern bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts verwendet”, erklärt Vicent Marí, Vorsitzender der Asociación de Apicultores von Ibiza. 

Der erste historische Nachweis, das sich mit der Imkerei in Bezug auf den Umgang mit Bienen durch den Menschen befasst, ist in Wandgemälden im Sonnentempel in Ägypten aus der Zeit vor etwa 4.400 Jahren enthalten. Es gibt Darstellungen von Bienenstöcken und Männern, die die Waben extrahieren, den Honig filtern und dann verpacken.

Ebenfalls in Ägypten fanden sich Keramikfragmente und Kalkstein, auf denen Notizen zu Honig gemacht wurden. Auf einem Ostrakon aus Deir el-Medina aus der Zeit vor etwa 3.500 Jahren erscheint als Inschrift ein Heilrezept für die Anwendung von Honig für die Augen. Das ägyptische Wissen über Honig und Wachs wurde auf die griechische und römische Kultur übertragen. Heute liegen Papyri mit Hinweisen auf Honig wie Kochbücher, Rezepte für die Kosmetik, Wundheilung oder die häusliche und persönliche Hygiene vor. Im antiken Griechenland verschrieb der Arzt Hippokrates Honig, um Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu lindern, aber auch als Abführmittel, bei Darmerkrankungen oder um Wunden zu heilen.

HEILKUNDE

Der Arzt Maimonides verabreichte Honig im 12. Jahrhundert zur Vorbeugung gegen Winterkrankheiten. Die Römer schätzten seine Wirkung als Aphrodisiakum. Sowohl in der Bibel als auch im Koran wird von der Verwendung von Honig zur Erhaltung der Gesundheit gesprochen. 

Im Koran liest man, dass Honig das Haar lang, schön und glatt werden lässt und sich die Sicht verbessert, wenn man ihn auf die Augen aufträgt. Reibt man ihn über die Zähne, werden sie weiß und leuchtend und halten das Zahnfleisch gesund. Mit dem Aufkommen von Antibiotika nahm die medizinische Verwendung von Honig ab dem Zweiten Weltkrieg ab. Ungeachtet liegt er heute im Rahmen der Rückkehr zu Naturprodukten wieder im Trend aufgrund seiner nachgewiesenen Wirkung gegen Bakterien, auch solche, die gegen Antibiotika resistent sind. 

„Wir wissen, dass die Spuren der Imkerei auf Ibiza und Formentera in früheren Zeiten zu keiner Zeit verloren gingen“, so Marí, und dass die Herstellung von Honig und Wachs bis zur arabischen Besiedlung der Inseln ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde. Als die Katalanen begannen, nach der Eroberung der Pityusen im Jahr 1235, die Inseln zu bevölkern, brachten ihre eigenen Kenntnisse und Erfahrungen mit, wodurch das ursprüngliche Wissen um die Bienenhaltung ein wenig in den Hintergrund geriet.  

Dies führte zu einer beklagenswerten Auflösung vieler Bienenstöcke, die damals aus festen Kammern bestanden, deren Inneres nicht so einfach zugänglich war, wie es Imker heute kennen. Die wenigen verbliebenen archaischen „caseres dabelles“ auf Ibiza bestehen aus Schilf, Ton, Steinen und hohlen Baumstämmen.

Im mittelalterlichen Europa ging die Bienenzucht deutlich zurück, als ab dem 16. Jahrhundert Rohr- und Rübenzucker eingeführt wurde. Zu dieser Zeit hielten nur noch Mönche Bienen in ihren Klöstern, um die Kirchen mit Wachs und ihre Gemeinden mit Honig zu versorgen. Diese “Imker-Krise” traf Ibiza und Formentera jedoch nicht, da die isolierte Lage die Bauern auf den Inseln zwang, weiter ihre Bienenvölker zu pflegen. Auf den Pityusen wurde kein Rückgang verzeichnet, weil die Inselbewohner darauf angewiesen waren, sich selbst zu versorgen. 

PHÖNIZIER

Die Bienenzucht auf Ibiza, wie im gesamten Mittelmeerraum, erfuhr einen wichtigen Schub mit der Besiedelung durch die Phönizier. Auf Ibiza legten sie im Jahr 654 mit der Siedlung in der Bucht von Sa Caleta den Grundstein, wo sie sich zuerst niederließen, bis sie später die Akropolis und Nekropole von Ibiza-Stadt gründeten. Sie waren ausgezeichnete Seefahrer und Kaufleute. Auf Ibiza bauten sie Weinstöcke und Olivenbäume an und verfeinerten die Bienenzucht. Sie stellten auch Waffen her und lieferten einen Teil der Bewaffnung, die Hannibal im Zweiten Punischen Krieg gegen die Römer einsetzte.

Die Imkertätigkeit auf Ibiza blickt damit auf arabische, punische, katalanische und römische Traditionen zurück. Die Qualität des “Miel de Ibiza” und Wachs werden heute in der Gastronomie als auch in der Heilkunde hoch geschätzt. “Obwohl wir keine dokumentierten oder archäologischen Daten kennen, um dies zu bestätigen, darf angenommen werden, dass die Ureinwohner der Pityusen die Bienenzucht schon seit den Phöniziern praktizierten”, fasst Marí die Geschichte zusammen. 

Einige der alten Bienenhäuser aus Stein aus der Zeit des 7. Jahrhundert v. Chr. haben auf Ibiza bis heute überlebt. Ein paar wurden bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Herstellung von Ibiza-Honig verwendet. Derzeit gibt es einen Imker bei Santa Agnés de Corona, der sechs Völker in den antiken Modellen hält, und exzellenten Honig produziert. Im Norden der Insel sind sie noch häufiger zu finden. Im Rest der Insel sind sie infolge des unaufhaltsamen Baufortschritts in ländlichen Gebieten nahezu verschwunden. 

CHRONIKEN

Einen Bezug zum Honig auf Ibiza finden man in den Zeilen des Werks “Liber Maiolichinus de Gestis Pisanorum Illustribus”, geschrieben um das Jahr 1125, in denen es über Ibiza heißt: “Felsige Berge umgeben die gesamte Landschaft, unzählige Gräser und auch Früchte, Honig in ausreichender Menge sprießen aus ihrem Boden, und frisches Wasser fließt aus den Quellen. Das Land produziert viel Gerste und auch fruchtbare Weinberge.“ Der zweitälteste geschichtliche Bezug auf die Bienenzucht auf Ibiza stammt aus dem Jahr 1242. Es handelt sich um einen Pachtvertrag für Ländereien, der alles für die Nutzung benötigte umfasste, auch “alle Bienen, die dort zu finden sind”. 

In der Chronik von Frare Marsili aus dem Jahr 1300, der mit der Übersetzung des “Llibre dels fets” von Jaime I aus dem Katalanischen ins Lateinische beauftragt worden war, steht über Ibiza: “Melis habet satis” (“Es hat genug Honig”). In einem Gerichtsdokument aus dem Jahr 1328 geht es um den Verkauf von 77 Bienenstöcken. Es gibt noch einen anderen Text aus dieser Zeit, in dem eine Reihe von Bestimmungen für die Markthändler zusammengestellt sind, die den Verkauf ihrer Waren, unter anderem dem “Miel de Ibiza“, auf der heutigen Plaça de Vila regelten. 

Fortschritte in der Bienenzucht, die Verwendung neuer Techniken und Materialien erreichten Ibiza erst in den 1880er Jahren. Der Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich förderte diese Aktivität zusammen mit seinem Freund Francisco Andreu Femenías, einem hervorragenden Imker des Königshauses. Salvator schrieb darüber auch in einem Kapitel über Ibiza in seiner siebenbändigen Enzyklopädie “Die Balearen” (1869 – 1891). 

POLLENANALYSE

Im Jahr 2017 führte die “Asociación de Apicultores de Ibiza” erstmals eine palynologische Untersuchung (Pollenanalyse) von Honigen aus Ibiza und Formentera durch, eingeteilt in Frühlings-, Sommer- und Herbsternten. “Miel de Ibiza” ist in der Regel multifloral und ist ein Mix von Nektaren verschiedener Blüten, etwa Zitrus, Rosmarin oder Pinie.

Pollen, die in der Untersuchung stark hervortraten, waren vom Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) und Heidekraut (Erica multiflora). Diese besonderen Noten machen den Geschmack und das Aroma dieses Honigs charakteristisch für die Insel Ibiza.

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Text: red / Fotos: red/Symbolfoto/Stockfoto
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