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Die Totenuhr auf Formentera gilt als weltweit einzigartig – Grabsteine und Gebeine geben Rückschlüsse über Besiedlung in der Bronzezeit

Grabsteine und Gebeine geben Rückschlüsse über Besiedlung in der Bronzezeit

Formentera – Es ist fast 50 Jahre her, als die archäologischen Ausgrabungen an der Ca na Costa auf Formentera begannen, die den ersten Beweis für menschliche Präsenz auf den Pityusen vor der punischen Ära lieferten.

An der Spitze des kleinen Kaps, das am s’Estany Pudent ins Wasser ragt, bauten die Inselbewohner in der frühen Bronzezeit ein komplexes Grab für sechs Männer und zwei Frauen – vermutlich prominente Vertreter der Gemeinschaft, in der sie lebten. Dies zeigt die Tatsache, dass nur für sie eine kunstvolle, kreisförmige Grabstätte errichtet wurde. Es handelt sich um ein Megalithdenkmal, das heute als weltweit einzigartig gilt, da es offenbar mehr prähistorische architektonische Elemente enthält als jede andere ähnliche Konstruktion. 

Die historische Fundstelle ist mehr als die Summe ihrer Steinelemente, da es bis zu ihrer Entdeckung auf den Inseln keine Informationen über deren Vorgeschichte gab. Die ältesten Referenzen waren phönizisch und es wurde lange angezweifelt, ob die Inseln Ibiza und Formentera schon vor Ankunft der Punier bewohnt waren.

Als die Geheimnisse des Grabes von Ca na Costa gelüftet wurden, öffnete sich eine Tür in die Vergangenheit und die Untersuchung der Vorgeschichte der Pityusen begann. Nach Ca na Costa wurde auch beim Cap de Barbaria gegraben, ebenso wurden die Megalithen von Can Sargent und die Höhlenmalereien von Ses Fontanelles untersucht.

Die ersten Stücke des Grabdenkmals legte 1974 Professor Manuel Sorà frei, der damalige Leiter des Archäologischen Museums. Im folgenden Jahr brachten Museumsdirektor Jordi H. Fernández und der Leiter des Menorca-Museums, Lluís Plantalamor, ein Spezialist für prähistorische Fragen, mit Ausgrabungen weitere Informationen ans Licht.

Obwohl ein Olivenbaum durch seine Mitte wuchs, blieb die Struktur des Grabs relativ gut erhalten. Die Ausgrabung ermöglichte die Wiederherstellung sowohl der zentralen kreisförmigen Kammer als auch verschiedener Keramiken. Gefunden wurden in Ca na Costa zudem Knochenstücke, Stoßzähne, Knöpfe aus Muscheln, drei Feuersteine und menschliche Überreste.

Für jene, die wenig in Archäologie und in die Geheimnisse der Vergangenheit eingeweiht sind, mögen die Stätten auf den beiden Inseln oft nur als übereinander gestapelte Felsbrocken erscheinen.

Das Formentera-Grab ist überraschend anders. Ohne es mit Stonehenge vergleichen zu wollen, funktionierte es wohl wie eine große Sonnenuhr. Tatsächlich kennen die Menschen auf Formentera den Ort als “rellotge”, also “Uhr”.

Sieben Orthostaten (vertikale Steinplatten) von zwei Metern bilden die zentrale Kammer, die kreisförmig ist und eine Art Dach trug, vermutlich ebenfalls aus Stein oder aus Holz. Die Form ist leicht elliptisch und misst von Ost nach West einen Durchmesser von 3,80 Meter.

Von den Leichnamen, für die das Mausoleum bestimmt war, fanden sich nur wenige Überreste. Trotzdem reichten die Fragmente aus, um festzustellen, dass hier einst zwei Frauen und sechs Männer gebettet waren. Dank der Radiokarbonmethode wurde festgestellt, dass das Grab zwischen 2.000 und 1.600 Jahre vor Christus gebaut wurde, was uns in die frühe Bronzezeit versetzt.

Virtueller Besuch
Wer Formenteras Totenuhr virtuell besuchen möchte, kann dies über folgenden Link tun: https://my.matterport.com/show/?m=93c2QLttr24

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Text: inn / Fotos: my.matterport/Consell
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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