Im Exil brachte die ibizenkische Kargheit seinen Geist zum Erblühen

80 Jahre jährt sich der Tod des deutsch-jüdischen Kulturkritikers Walter Benjamin

Walter Bendix Schoenflies Benjamin, der als einer der größten Denker und Kritiker des 20. Jahrhunderts gilt, verbrachte die Sommer 1932 und 1933 schreibend und sinnierend auf Ibiza. 

Während dieser Zeit verfasste er so viele Erzählungen, dass der Gedanke aufkommt, dass “diese ibizenkische Kargheit und Einsamkeit bei Benjamin noch nicht ausreichend gehobene schöpferische Quellen freilegte”, wie Helga Grebing, Historikerin, es in einem ihrer Texte in den Frankfurter Heften beschrieb. 

Zu diesem Zeitpunkt hat Benjamin bereits seine Dissertation mit dem Titel “Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik” geschrieben und mit der Bestnote summa cum laude (dt.: mit höchstem Lob) bestanden, Übersetzungen von Baudelaire-Gedichten publiziert und einen gescheiterten Versuch, sich durch eine Habilitationsschrift die Lehrberechtigung an einer wissenschaftlichen Hochschule zu erwerben, hinter sich gebracht. Seine Habilitationsschrift galt als zu unorthodox.

In Frankfurt, wo er die Habilitation verfasste, lernte er Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer kennen. Er zählt wie Adorno zu der später getauften “Frankfurter Schule”, einer Gruppe von Philosophen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen, die die Ideen von beispielsweise Marx und Freud aufgriffen und weiterführten. Ungefähr 1924 begann sein Interesse am Kommunismus, der ihn im Winter 1926/27 auch nach Moskau führte. Sein Leben lang bleib er bei seinem “linken Außenseitertum”, wie er es selbst nannte. 

Benjamin, unter anderem auch Übersetzer von einigen von Prousts und Baudelaires Werken, galt oftmals als rätselhaft, er mochte in keine Schublade passen. Hannah Arendt, eine politische Theoretikerin und Publizistin, beschrieb die Einzigartigkeit ihres Freundes so, “dass er dichterisch dachte, aber […] weder ein Dichter noch ein Philosoph“ war.