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Retrospektive Ibiza in den 70ern: Vogeltränke im Wald und Bretterweg am Strand – Armin Kauls Reisebericht: Eindrücke als Baby, Teenager und Erwachsener (Teil 3)

Armin Kauls Reisebericht: Eindrücke als Baby, Teenager und Erwachsener (Teil 3)

Ich kenne den Bungalow Park noch als “nur eine” Straße. Im ersten Apartment-Block von Figueral, da war eine Disco, also nach der Kurve bei „Tres Golondrinas“, und dann kam links der große Block.

Gegenüber davon ging es durch die Felder, zuerst kam die „Casa Melodica“, wo wir auch mal gewohnt haben, und dann nur Acker bis zum Bungalow Park. Da war eine Kreuzung von Feldwegen, wo ein größerer Felsbrocken lag, dort hatte sich nachts mal eine Frau das Bein gebrochen.

Da war was los im Bungalow Park! Ich weiß nur, dass ich nachts wach wurde, weil mein Vater eine Taschenlampe suchte, die er vermutlich nicht mitgenommen hatte, und die Leute waren in Aufruhr,

weil sie Hilferufe gehört hatten. Sie wollten dem nachgehen, aber anscheinend war schon Hilfe im Anmarsch, weil andere Nachtschwärmer, die von der Playa zurückkamen, die Frau gefunden hatten.

Weiter oben am Berg wollte mein Opa immer ein Haus bauen. Er hat immer mit Steintürmchen markiert, wie er das bauen wollte. Dann ist er zu „Bartel“ hin und hat dem erzählt, dass er da was kaufen wollte. Er blieb immer bis spät abends weg. Wir saßen bei Kerzenlicht und meine Oma machte sich Sorgen, “wo der Papp nur bleibt“. Dann kam er an und zeigte mit dem Spazierstock auf die Berge, wo er gewesen war. Er nannte sie immer „mein Siebengebirge“ – und am nächsten Tag mussten wir mit dahin, wo er die Steine aufgestapelt hatte: „Hier kommt die Terrasse hin und da die Küche.“

Aber die „jungen Leute“ konnten sich nicht einigen, also meine Mutter und ihr Bruder. Meine Großeltern hätten das „aus der Portokasse“ bezahlt, aber wollten ihre Kinder einbeziehen, aber die waren sich zu fein dafür und hatten Vorbehalte, deshalb ist nichts daraus geworden.

Weiter oben im Berg nach dem Bungalow Park gab es eine „Vogelfalle“. Ja, das wird jetzt vielleicht grausam. Da gab es im Wald eine Vogeltränke aus Beton und Netze. Die konnte man mit einer Schnur darüber zuziehen. Mein Opa war immer begeistert von Vögeln. Er hatte Hühner, Tauben und eine Voliere – und träumte von einer Geflügelfarm. 

Jedenfalls hat er sich dort auf die Lauer gelegt und zwei Stieglitze gefangen und mit nach Deutschland genommen. Die Stieglitze von Ibiza haben eine etwas auffälligere Färbung als die deutschen.

Die Stieglitze sind ihm aber abgehauen und haben sich anscheinend gut vermehrt. Manchmal sehe ich sie im Winter, wenn auch jetzt nicht mehr so oft, weil es zuviele Katzen hier gibt und sich die Vögel nicht mehr hertrauen. Aber ich freue mich immer, wenn ich die Stieglitze von Ibiza hier sehe!

Wenn man die Straße runterkam, war rechts „der Club“, also „die Neckermänner“, und links „das Alocs“. Unter dem Club war das „Roca Serra“, so etwas rund auf der Felsspitze gelegen. Da gingen wir als Kinder manchmal hin, weil es dort Spielautomaten gab, aber in „den Club“ nur selten. Nach „Pepe“ war später links die Strandbar von Juan Ferrer Colomar.

Pepe hatte vor dem “Alocs” Holzbretter auf den Sand gelegt, damit man, ohne sich die Füße am heißen Sand zu verbrennen, vom Strand zum Restaurant gehen konnte. Allerdings versuchten immer Leute mit dem Auto von der Straße aus über den Sand auf die gegenüberliegende Seite zu fahren, Richtung Arenal d´Or – und blieben dabei natürlich im Sand stecken. Das war ein sich täglich wiederholendes Schauspiel, wenn wieder ein Auto, oft ein vollbesetzter Mehari, im Sand stecken blieb und dabei den Bretterweg von Pepe zerlegte.

Pepe erschien dann meist am Rand seiner Terrasse, beobachtete das aufmerksam, kratzte sich am Ohr,

als habe er etwas vergessen, und rief anfangs noch hilfreiche Anweisungen an die verzweifelte Autobesatzung. Später nagelte er die Bretter zusammen, aber trotzdem schafften es immer noch Autos, den Weg kaputt zu machen. 

So wurde er im Laufe der Zeit immer wütender, eilte mit seinen schlaksigen Bewegungen raus auf den Sand, um seine Bretter wieder in die richtige Position zu bringen – und verfluchte die Leute.

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Text: Armin Kaul / Fotos: red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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