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Auf jeden Verkehrstoten zwei durch Selbstmord

In Spanien 3.500 Freitode im Jahr – Depressionen zeichnen sich als die nächsten Epidemien ab

Wenn Menschen nicht mehr weiter wissen oder keinen Ausweg mehr aus ihrer Notlage sehen, verfallen sie oft in eine Depression. 

Wer sich nicht aufrafft, aus dem mentalen und emotionalen Käfig zu springen, gelangt in eine Abwärtsspirale. Diese endet, wie die Zahlen des spanischen Statistikamts deutlich zeigen, immer häufiger im Selbstmord. 

Die Folgen der Pandemie-Krise sind nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem in gesundheitlicher Hinsicht für viele Menschen eine extreme Belastung. Die Schäden, die entstehen, wenn die Psyche in ständigen Angst- und Alarmzustand versetzt ist, sind gravierend.

Den Alten etwa macht besonders die “Isolationshaft” und die behördlich befohlene Trennung von der Familie, den Kindern und Enkeln zu schaffen. Die Vereinsamung fördert die Verwirrung und den geistigen Abbau. Ohne Nähe, Liebe und Zuwendung stirbt in den Senioren der letzte Funke Lebenswille. Die Jungen hingegen resignieren angesichts finanzieller Schwierigkeiten, oder weil sie sich als gesellschaftliche “Versager” sehen, und wählen deswegen den Freitod.

Daten des Nationalen Instituts für Statistik (INE) bestätigen, dass Selbstmord die häufigste externe Todesursache in Spanien ist. Auf einen Verkehrtoten kommen zwei durch Selbstmord. Im Durchschnitt nehmen sich am Tag zehn Menschen das Leben und etwa 20 scheitern beim Versuch. 

Bisher hielt sich die Rate in den letzten Jahren stabil bei rund 3.500 Toten pro Jahr. Experten gehen davon aus, dass die Zahl dieses Jahr nach oben schießen wird. Das Gesundheitsministerium hat daher kürzlich eine “Nationale Strategie für psychische Gesundheit” vorgestellt. 

„Wir haben es nicht geschafft, die Selbstmordrate zu senken. Wir haben die gleichen Raten wie vor 15 Jahren”, klagt der Vizepräsident der spanischen Gesellschaft für biologische Psychiatrie, Victor Pérez, bei der Vorstellung des Weißbuchs “Depression und Selbstmord 2020“, herausgegeben von der “Sociedad Española de Psiquiatría”, der “Sociedad Española de Psiquiatría Biológica” und der “Federación Española de Psudentalría”.

In den kommenden Jahren werden Depressionen das “schwerwiegendste Gesundheitsproblem in der Welt” sein, so die Präsidentin der spanischen Gesellschaft für biologische Psychiatrie, Ana González Pinto. 

Einige Gruppen fordern, dass für die Kampagne mindestens die gleichen Mittel und derselbe Nachdruck angewendet werden müssen wie bei der Drogenbekämpfung oder der Gender-Gleichstellung. 

Pérez schätzt, dass durch die soziale und wirtschaftliche Krise hervorgerufenen psychischen Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen, Tabak-, Drogen- und Alkoholmissbrauch um bis zu 25 Prozent zunehmen werden. 

„Was wir gerade erleben, gleicht einer Naturkatastrophe. Psychische Probleme und Pathologien werden häufiger und damit steigt auch die Selbstmorde“, warnt Lucas Giner, einer der führenden Selbstmordforscher in Spanien.

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Text: inn / Fotos: red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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