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Das vergessene maritime Erbe: Seefahrer labten sich an Ibizas Süßwasser

Archäologe Dr. Marcus Hermanns beschäftigt sich mit antiken Stätten entlang der Küste

Unterwasserarchäologie lebt nicht nur von Schiffswracks, betont der Kölner Archäologe Dr. Marcus Hermanns in seinen Ausführungen über Ibizas “Maritimes Erbe”.

Seine Arbeit erstreckt sich über das gesamte Mittelmeer, doch besonders die Küste der Pityusen hat es ihm angetan. Er ist häufiger Gast bei Vorträgen und Konferenzen auf Ibiza und viel zitierter Redner in lokalen Publikationen. 

Sein Augenmerk gilt Stellen, die mehrere Meter unter Wasser im Sand verborgen sind. Er berücksichtigt in seiner Forschung aber auch Infrastruktur entlang der Küste, wie Anlagen, die zur Nutzung der Meeresressourcen erbaut wurden. Dazu gehören Fischfarmen, die Salinenfelder oder Elemente, die der maritimen Navigation dienten wie Piers oder Anlegestellen. 

So gab es auf Ibiza auch zahlreiche Stellen an der Küste, an denen sich die Seeleute – egal ob Piraten, Fischer oder die Besatzung von Kriegsschiffen – mit Lebensmitteln, aber insbesondere auch mit Wasser eindeckten. Süßwasser war besonders wichtig und auf Ibiza wurden sie fündig: “Es war eine der Stärken der Insel im Navigationsbereich des westlichen Mittelmeers. Hier gibt es viele kleine Buchten und Küstengebiete, wo man Süßwasser finden kann“, weiß der Archäologe. Zum Beispiel in Es Hortets bei Santa Agnes, das an einem Küstenabschnitt namens Allà Davall liegt: “Dort kommt das Wasser aus einer Quelle und es gibt einige Terrassen. Es gibt archäologische Unterwasserreste, die darauf hindeuten, dass es seit muslimischen Zeiten eine Wasserstelle war.”

In Es Cap des Jueu, einer der höchsten Klippen Ibizas an der Küste von Es Cubells, „entspringt Quellwasser auf Meereshöhe“, sagt er, aber auch in S’Estanyol: “Die Boote, die diesen Teil des Mittelmeers befuhren, konnten hier Wasser tanken.“ 

Angesichts des Wasserbedarfs hatten die Schiffe zwei Möglichkeiten: “Wenn sie in den regulären Hafen einliefen, mussten sie Hafengebühren bezahlen und teilweise sogar ihre Ware für mindestens drei Tage feilbieten. Viele Kapitäne wollten diese Gebühren nicht bezahlen. Eine andere Möglichkeit zum Auftanken bestand darin, sich den Punkten an der Küste zu nähern, von denen sie wussten, dass sie dort natürliche Quellen finden würden. Sie waren kostenlos, aber nicht ungefährlich.”

Die Süßwasserstellen „sind ein bisschen in Vergessenheit geraten“, sagt Hermanns, der der Ansicht ist, dass „sie als ein weiteres Element des historisch-maritimen Erbes aufgewertet werden müssten”. Die Küsten von Ibiza nehmen 280 Kilometer ein. Um die Funktion bestimmter Küstengebiete zu rekonstruieren, wurden Fundstücke genauer unter die Lupe genommen. Einige Stücke, die im Museum lagern, konnten dank Hermanns Engagement zugeordnet werden.
Die Spuren führen nach Es Canar, Ses Figueretes, den Ankerplatz Grum de Sal und Portinatx. Einige wurden bereits in arabischen Texten als Häfen oder Ankerplätze erwähnt.

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Text: inn / Fotos: Buch v. Carlos Amores
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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