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Fast jede Finca auf Ibiza hielt bis zu einem Dutzend Bienenvölker – Der älteste katalogisierte Bienenkasten stammt aus dem 17. Jahrhundert

Der älteste katalogisierte Bienenkasten stammt aus dem 17. Jahrhundert

“Die traditionellen Bienenstöcke Ibizas sind einzigartig auf der Welt”, erklärt Vicente Marí stolz. Bei einem Vortrag in der Museumsfinca Ca n’Andreu des Trull in San Carlos gab er Einblicke in die historische Bedeutung der Imkerei auf Ibiza sowie in die spezielle Bauweise der damaligen Bienenkästen, die aus Stein statt wie heute vor allem aus Holz geschaffen waren. 

Über 2.100 dieser antiken Bienenkästen hat Marí für sein Buch “Las colmenas tradicionales de Ibiza y Formentera” besucht, fotografiert, beschrieben und katalogisiert. Sie befinden sich überall auf dem Inselgebiet, oft sind sie zerfallen. Er schätzt, dass es bis zu 3.500 der röhrenförmigen Ton- und Holzkonstruktionen auf der Insel gibt. Der älteste Bienenkasten, den Marí entdeckte, stammt aus dem 17. Jahrhundert und befindet sich in der Gegend von Santa Gertrudis.

Marí ist seit 2016 Vorsitzender der Associació d’Apicultors d’Eivissa i Formentera ist. Sein Vortrag umfasste die verschiedenen Perioden der Bienenhaltung auf den Pityusen, die er in vier Epochen unterteilt. 

In der ersten Phase bestanden die Bienenstöcke aus Oliven- oder Sabinastämmen, die mit Blättern ausgekleidet und mit Erde und Kalk bedeckt waren. 

Die zweite Phase ist durch die Verwendung zuvor ausgehöhlter Stämme von Johannisbrot-, Feigen- oder Mandelbäumen gekennzeichnet. In der dritten Phase begann aufgrund des Einflusses aus Nordafrika die Verwendung von Keramik. Allerdings habe es nicht gut geklappt, “da die Winter hier im Gegensatz zur Hitze der Sommer sehr kalt sind, und die Bienen das überhaupt nicht mögen”. In der vierten Phase begann man, die alten Strukturen auszunutzen und sie auf Brettern zu platzieren, um dort das Brutnest zu errichten. Die Böden bestanden oft auch aus Ziegeln, damit sie nicht verrotteten.

Die Bienenbehausungen der vierten als auch der zweiten Epoche wurden bis zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts genutzt, bis die modernen mobilen Bienenstöcke aufkamen: “Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es in ganz Europa zu Innovationen und Fortschritten beim Bau von Bienenbeuten, bis schließlich die Kästen entstanden, die wir heute nutzen”, erklärt Marí. Die Vorteile waren so überwältigend, dass der mobile Bienenstock in den 80er und 90er Jahren praktisch binnen kürzester Zeit die herkömmlichen auf Ibiza ersetzte. 

Die Bienenzucht spielte in der traditionellen Landwirtschaft der Insel eine große Rolle. Fast jede Finca verfügte über bis zu einem Dutzend Bienenstöcke. 

“Bedenken Sie, dass jede Art von Gebäck mit Honig gesüßt wurde. Von der Nadal-Sauce bis zu den Krapfen, dem Flaó oder den Orelletes. So ziemlich alle Bauernhöfe verfügten über Bienenstöcke. Ich weiß von einem Haus in Fruitera, das 204 hatte.” 

Die Honiggewinnung war keinesfalls einfach, denn ein Teil der Konstruktion musste zerbrochen werden: “Die erste Ernte wurde zu Santa María durchgeführt und die zweite zu Weihnachten”, erklärt Marí. Die Röhren wurden von vorne oder von hinten geöffnet und die Waben mit einem Eisenspatel so lange abgeschnitten, bis das Brutnest erreicht war. Dort wurde gestoppt und der Eingang bis zur nächsten Ernte wieder abgedeckt. Zu Hause wurden die Waben zerquetscht und der Honig durch ein Tuch gedrückt. Aus dem Wachs wurden Kerzen hergestellt.

Die ibizenkischen Bienenstöcke weisen eine Reihe von Merkmalen auf, die sie weltweit einzigartig machen. Einerseits die Platzierung: So gibt es kein definiertes Muster bei der Ausrichtung der Stöcke. Manche schauen nach Osten, andere nach Westen. Auch die Konstruktion ist besonders: etwa der Steingarten als Drainage, der unter dem Bienenstock errichtet wurde, oder die Auskleidung der Rohre mit Erde. 

Einige wenige dieser traditionellen Bienenstöcke sind heute noch auf Ibiza in Betrieb: “Ein achtzigjähriger Vereinskollege aus Corona kümmert sich um sechs die Stöcke, die schon sein Großvater hatte. Er ist mehr als zufrieden und möchte keinen anderen Typ verwenden.”

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Text: Friederike Diestel / Fotos: ADADE
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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