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Hausbesetzer haben leichtes Spiel in Spanien, auch auf den Ferieninseln Kriminelle Banden spähen leerstehende Objekte aus – Ganzer Stadtteil und ein Dorf terrorisiert

Kriminelle Banden spähen leerstehende Objekte aus – Ganzer Stadtteil und ein Dorf terrorisiert

Mit der steigenden Arbeitslosigkeit wächst die Zahl von Menschen, die sich kein Dach mehr über dem Kopf leisten können. Wohnraum war schon immer knapp und teuer auf Ibiza, jetzt spitzt sich die Situation zu.

Die Flut an Wohnwagen auf der Insel hat sichtbar zugenommen. Oft sind es keineswegs Geschöpfe am Rande der Gesellschaft, die darin wohnen, sondern Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen – doch der Lohn reicht trotzdem nicht für eine normale Unterkunft.

Nicht erst seit Corona häufen sich Berichte, wonach sich Obdachlose in leerstehende Ferienhäuser oder Apartments einquartieren. Auf Urlaubsinseln wie Ibiza oder Mallorca haben die Eindringlinge leichtes Spiel, wissen sie doch, dass viele Eigentümer, die im Ausland leben, ihre Immobilie nur wenige Wochen im Jahr besuchen. Viele Ferienanlagen sind aufgrund der nachwievor strengen Corona-Einschränkungen immer noch verwaist.

Im April kam es zu einem Drama in Portixol, einem schicken Viertel von Palma de Mallorca. Während eine Mieterin längere Zeit im Krankenhaus verbringen musste, drangen nach Informationen von Ultima Hora Besetzer in ihre Wohnung ein und warfen die Habseligkeiten der Frau auf die Straße, die hier 20 Jahre gelebt hatte und nun kaum rechtliche Handhabe hat, gegen die Eindringlinge vorzugehen.

Ins Visier nehmen die Ausspäher auch gerne Objekte, deren Eigentümer die Hypothek nicht mehr bezahlen konnten und die deshalb von der Bank gepfändet wurden. Es reicht, einen Blick in die Immobilienverkaufsseiten zu werfen, um zu wissen, welche Häuser gerade leer stehen. Im Jahr 2020 gab es nach Angaben des spanischen Innenministeriums 14.675 Anzeigen im Zusammenhang mit dieser Straftat.

Glücklich können sich Eigentümer schätzen, deren Immobilie nicht komplett verwüstet wird. Denn oftmals handelt es sich bei den ”Okupas” um Illegale und Kriminelle, die nicht nur die Wertgegenstände rauben und verkaufen, sondern ihre blinde Zerstörungswut an der Wohnung oder dem Haus auslassen.
Ein Beispiel ist der Madrider Vorort Pezuela de las Torres mit gerade einmal 1.000 Einwohnern. Hier hat sich eine Gruppe gewalttätiger Hausbesetzer in mehreren Häusern niedergelassen. Die Nachbarn wissen sich nicht mehr zu helfen, denn die Kriminellen gehen mit Macheten und Messern auf sie los. In Kastilien wird ein ganzes Dorf terrorisiert: In dem kleinen Ort Horche auf dem spanischen Festland rüstet man sich, selbst gegen die “Okupas” (span.: “Besetzer”) vorzugehen.
Fast 800 Menschen gingen hier Ende Juni auf die Straße, um das Ende der illegalen Besetzung von mehr als 50 Häusern, die einem Caixabank-Immobilienfonds gehören, zu fordern. Sie sehen sich tagtäglich konfrontiert mit Raubüberfällen, Drogenhandel, Bedrohungen und körperlichen Angriffen.

Die Einwohner haben Angst: ”Wir leben in einem rechtlichen Rahmen, der die Kriminellen schützt”, verurteilen sie die Regierung von Pedro Sánchez und Podemos.
”Es ist kein isoliertes Problem in Horche, sondern landesweit, weil Hausbesetzer Straffreiheit genießen, wenn sie Häuser und sogar ganze Nachbarschaften überfallen und sie in wahre Ghettos verwandeln, in denen Mafiosi aller Art frei herumlaufen, damit prahlen und sich geschützt fühlen”, heißt es in einem Manifest des neu gegründeten Nachbarschaftsvereins Asociación Vecinal Defiende Horche (“Verteidige Horche”).

Der Staat biete keinen Schutz, wenn Privateigentum – sei es einer Bank oder einer Privatperson – angegriffen wird. Im Gegenteil: Die Besetzer genießen einen rechtlichen Freifahrtschein.

Die Situation werde “durch die Regierung gefördert statt eingedämmt”. Es scheine keine Absicht zu bestehen, die Dinge zu ändern oder nach Lösungen zu suchen, den fehlenden Zugang zu Wohnraum mit legalen und wirksamen Instrumenten zu lösen.
“Stattdessen müssen die Mafiosi kaum mit Konsequenzen rechnen, wenn sie sich fremdes Eigentum aneignen“, heißt es in der Stellungnahme. Die nächste Demo in Horche ist geplant für Freitag, 6. August.

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Text: Friederike Diestel / Fotos: red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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