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Kein Gerücht: Ex-”Ibiza Heute”-Chef ist ein verurteilter Pädosexueller

USB-Stick mit Videos, auf denen Erwachsene sexuelle Handlungen mit Minderjährigen durchführen

Klatsch und Tratsch gehören auf einer kleinen Insel wie Ibiza, wo außer im Sommer fast nichts los ist, einfach dazu. Manche Geschichten verlaufen sich nach kurzer Zeit im Sand, andere Gerüchte halten sich standhaft über viele Jahre.

Irgendwann wird es unmöglich, dem Ursprung mancher Legenden auf den Grund zu gehen, beispielsweise den oft zitierten UFO-Sichtungen über Es Vedrá. In anderen Fällen reicht jedoch ein Blick in die Gerichts- und Zeitungsarchive, um festzustellen, wie groß der Funken Wahrheit ist, der in jeder Tratschgeschichte steckt.

So geistern seit Jahren Gerüchte über die pädophilen Neigungen des ehemaligen “Ibiza Heute”-Chefredakteurs Thomas Abholte über die Insel. Ein starker Vorwurf, doch was ist wirklich dran, und wie kam es dazu, dass sich die grauenvolle Behauptung an ibizenkischen Stammtisch-Runden standhaft bis heute hält? 

Wir forschten nach und sprachen mit einer ehemaligen “Ibiza Heute”-Mitarbeiterin (Name ist der Redaktion bekannt), die nicht nur aus erster Hand von der Verhaftung Abholtes zu berichten weiß, sondern auch die Unterlagen seiner Verurteilung auf Ibiza wegen des Besitzes kinderpornographischer Inhalte durch die Richterin Clara Ramirez de Arellano Mulero am 22. November 2011 aufbewahrt hat. 

Im Sommer 2010 war die Polizei bei Abholte zuhause und in der “Ibiza Heute”-Redaktion in der Calle San Jaime im Herzen von Santa Eulalia aufgetaucht. Im Rahmen einer nationalen Operation waren die Ermittler dem damals 40-jährigen Hamburger auf die Schliche gekommen. Bei der Durchsuchung fand man einen 16 GB-USB-Stick mit schrecklichen Videos und Fotos, auf denen Erwachsene sexuelle Handlungen mit Minderjährigen durchführen. Abholte wurde mitgenommen.

Auf der Anklagebank musste er nicht schmoren, weil er zuvor mit der Staatsanwaltschaft einen Deal ausgehandelt hatte, doch die Verurteilung war trotzdem rechtsgültig. 

In den Archiven der Lokalpresse finden sich mehrere Zeitungsberichte über den Fall. Die im Diario de Ibiza und in der Ultima Hora am 10. Dezember 2011 veröffentlichten Artikel enthalten nicht nur seine Initialen T.A.A. (Thomas Alexander Abholte), sondern auch Details über die Anklage, die auf “Besitz von Kinderpornografie” lautete. In der Urteilsbegründung, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es, er habe die Videos und Fotos “zum persönlichen Vergnügen” auf dem Datenträger gehabt. 

Also nicht, weil er die Dateien dort im Rahmen einer journalistischen Recherche zum Thema Kindesmissbrauch abgespeichert hatte, wie Abholte im Nachhinein behauptete. 

Die dreiste Lüge flog schnell auf, denn die Hamburger Kinderschutzorganisation Dunkelziffer e.V., in deren Auftrag er die “Recherchen” angeblich durchgeführt haben wollte, wusste nichts von einer Zusammenarbeit mit Abholte, der noch bis Herbst 2020 Geschäftsführer der Brieger SL, der Firma hinter “Ibiza Heute”, blieb.  

Auf Anfrage bestätigte Dunkelziffer e.V. per Email, “dass wir weder 2010 noch davor oder danach einen Auftrag gegeben haben, über Kinderpronographie zu recherchieren. Weder national noch international. Das ist ausschließlich Aufgabe der Ermittlungsbehörden”.

Erstaunlich ist, dass der verurteilte Pädosexuelle seinen Posten behalten durfte und bis 2020 sogar noch als Berater der Inselregierung tätig war. Seit Januar 2015 beriet er den Consell Insular d’Eivissa in den Bereichen Tourismus, Infrastruktur und – ausgerechnet – Image-Entwicklung, wie seinem Linkedin-Profil zu entnehmen ist.

Seit 2020 ist der Firmensitz des Magazins nicht mehr auf Ibiza, sondern in Hamburg, herausgegeben von der MLV Verlagsgesellschaft GmbH, und laut “Ibiza Heute”-Impressum vertreten durch Thomas’ Vater, Dieter Abholte. Derzeitiger “Ibiza Heute”-Chefredakteur ist Marcel Brunnthaler.

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Text: Friederike Diestel / Fotos: red/Xing
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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