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Kontroversen um Pulvermagazin – Seit der “Eyes Wide Shut”-Kostümparty 2013 ist es ruhig geworden

Seit der “Eyes Wide Shut”-Kostümparty 2013 ist es ruhig geworden

Einige Jahre war es still geworden um das ehemalige Pulver- und Munitionslager bei Santa Gertrudis. 

Nun meldeten sich die Mitglieder der “Asociación de Vecinos” zu Wort und brachten ihren Widerstand gegen seine mögliche Verwendung als “kulturtouristisches Projekt” zum Ausdruck.

Die Kritiker warnen den derzeitigen Eigentümer des zu großen Teilen unter der Erde befindlichen Pulvermagazins davor, seine Pläne, die er dem Inselrat vorgelegt hat, in die Tat umzusetzen, “denn wir werden mit allem Widerstand dagegen vorgehen, um es zu verhindern”, wie der Vereinsvorsitzende Joan Tur Roselló betont. 

“Ein Projekt dieser Größenordnung hat einen langen Weg vor sich und wird die gesamte Gemeinde Santa Gertrudis gegen sich haben”, machte er in einem Schreiben deutlich.  

Der Gemeinderat von Santa Eulalia räumte ein, dass man davon gehört habe, das in der 1949 erstmals in Betrieb genommenen Bunkeranlage “etwas Kulturelles“ angedacht, bislang aber “kein konkretes Projekt diesbezügliches vorgelegt“ worden sei.

Die Anlage befindet sich auf einem Grundstück von 62.000 Quadratmetern, von denen 25.000 Wald sind. Sie verfügt über elf zum Teil verfallene Gebäude, von denen vier oder fünf an der Oberfläche liegen und der Rest Tunnel sind. 

Zuletzt 2018 versuchte die Ideas de Ibiza SL im Namen des Eigentümers, dem kolumbianischen Kulturförderer und Geschäftsmann Lio Malca, die Anlage in einen touristischen Kulturkomplex umzuwandeln, “ein Projekt, das glücklicherweise nicht zustande kam, weil es nicht im Entferntesten den geltenden Vorschriften entsprach“, erinnert sich Juan Tur. 

Es waren “weder Neubauten noch Erweiterungen der elf bestehenden Gebäude” geplant, hieß es in der Projektbeschreibung. Im Gegenteil: Man wolle die vorhandenen Gebäudestrukturen so weit wie möglich beibehalten, diese jedoch renovieren und ihrer neuen Nutzung anpassen.
Der Antrag führte aus, dass von der verfügbaren Nutzfläche von 1.617 Quadratmetern nach der Modernisierung 1.566 Quadratmeter für die Unterkünfte, die Haustechnik und für Servicebereiche genutzt würden.

Die ehemaligen Offizierswohnungen, der erste Stock der ehemaligen Werkstätten und das alte Soldatenwohnhaus sollten weiterhin als Wohnräume verwendet und die Finca auf dem Grundstück in eine behindertengerechte Unterkunft ausgebaut werden.

Im Erdgeschoss des Werkstattgebäudes sollte außer der Rezeption ein Konferenzraum für 135 Personen eingerichtet, die ehemaligen Wachhäuschen als Umkleideräume genutzt und das alte Küchengebäude in eine Wäscherei umgewandelt werden.
Der ehemalige Silo des Munitionslagers mit seinen drei unterirdischen Einheiten, im Projekt das “kleine Pulverfass” genannt, sollte in ein Restaurant für 58 Personen verwandelt werden.
Der Plan betonte die “geringen bis minimalen Auswirkungen auf die umliegende Landschaft” und weist darauf hin, dass dringend Handlungsbedarf bestehe, da der ehemalige Bauernhof in einem ruinösen Zustand sei und manche Gebäude in einer Waldbrandrisikozone lägen.

Der Antrag wurde abgelehnt, trotzdem sorgte der Polvorin in den letzten Jahren für zahlreiche Kontroversen. Einmal musste ein Verfahren wegen städtebaulicher Unregelmäßigkeiten eröffnet, ein anderes Mal die Aussetzung eines auf dem Grundstück organisierten Schamanentreffens angeordnet werden.

Im Juli 2014 war es zu einem Großeinsatz der Polizei gekommen, weil die Teilnehmer einer privaten Kostümparty in der ehemaligen Militär-Bunkeranlage für einen Verkehrskollaps und verärgerte Anwohner sorgten, weil sich “vermummte Fremde” in deren Gemüsebeeten verirrt hatten. 

Rund 2.000 kunstvoll kostümierte und geschminkte Personen mit Masken blockierten mit ihren Autos Zufahrten und Wege. Sie waren auf dem Weg zur Party im Bunker, der im Januar 2013 Zeit für rund drei Millionen Euro den Besitzer gewechselt hatte. Zunächst hatte sich der neue Nachbar jedoch bedeckt gehalten und es schien Gras über den Hügel und die mit hohen Mauern und Stacheldraht gesicherte Anlage zu wachsen. 

Bei der Polizei gingen in dieser Nacht zahlreiche Beschwerdeanrufe ein – wenn auch nicht, wie sonst meist üblich bei groß angelegten Privatpartys auf Ibiza wie dieser, wegen Ruhestörung. Denn von Musik war nichts zu hören, dabei dauerte die Party bis in den späten Nachmittag des folgenden Tages. 

Was manchen Anwohner vielmehr den Schlaf raubte, war der Radau, der in den frühen Morgenstunden entstand, als die ersten Gäste die Party verließen.

Unter dem Motto “Eyes Wide Shut” (nach dem gleichnamigen Erotikfilm des amerikanischen Regisseurs Stanley Kubrick, der unmittelbar nach dessen Veröffentlichung mysteriöserweise verstarb) gab es bei der Bunker-Party einen strenger “Dress Code”: So wurde man nur mit Maske und Verkleidung sowie dem richtigen Codewort hineingelassen. Darüber wachten Securitys am Tor. 

Die ehemalige Tunnelanlage, die einst vom spanischen Militär als Munitionslager genutzt wurde, befindet sich am Ortseingang von Santa Gertrudis gegenüber dem Restaurant Can Pau und der Galeria Elefante. Das Verkehrschaos zog sich fast einen Kilometer entlang der Landstraße. Auch auf dem schmalen Camino, der zum Tor führt, ging nichts mehr vor und zurück. 

Etwa 30 Einsatzkräfte der Guardia Civil, Policía Local und Policía Nacional waren im Einsatz, um den Verkehr einigermaßen unter Kontrolle zu halten. 

Zum Teil wurden die Gäste mit Kleinbussen und Transportern zur Party gefahren. So waren auch die Parkplätze der Treffpunkte für den Shuttle-Service wie das Hipodromo von San Rafael überfüllt. 

Ein direkter Anwohner gab zu Protokoll, er habe sexuelle Handlungen in einer Scheune auf seinem Grundstück beobachtet. Eine ältere Frau gab an, sie habe in dieser Nacht Angst empfunden angesichts der vielen vermummten und maskierten Gestalten, die um ihr Haus herumliefen. Was genau sich im Inneren des Polvorí in jener Nacht abspielte, wird das Geheimnis der Teilnehmer bleiben. Glaubt man Berichten der Nachrichtenseite Nou Diari seien die Bestände von Masken und anderen Verkleidungsutensilien in den Sexshops und Kostümläden der Insel “komplett ausverkauft” gewesen und die Geschäfte hätten einen Umsatz gehabt “wie seit Karneval nicht mehr”.

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Text: Friederike Diestel / Fotos: mm/red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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