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“Bad Boy” mit Herz: Vom Bordellbesitzer zum Gott – Prinz Marcus von Anhalt über Ibiza, Dubai und seine Sicht auf Deutschland

Prinz Marcus von Anhalt über Ibiza, Dubai und seine Sicht auf Deutschland

Wir durften Prinz Marcus von Anhalt einen Tag auf der Yacht begleiten und sprachen mit ihm auf dem Meer zwischen Ibiza und Formentera über seine Zeit auf der Insel, über deutsche Politik und Presse, über Schildkröten und Shitstorms.

Marcus besuchte die Insel Ibiza Ende der 90er-Jahre zum ersten Mal mit Freunden und erlebte eine unvergessliche Zeit. Die Atmosphäre war damals geprägt von Freiheit und Toleranz, und viele Dinge waren noch erlaubt, die heute undenkbar wären. Ibiza faszinierte ihn so sehr, dass er im Jahr 2002 beschloss, hier seinen ersten Laden zu eröffnen. Das “Pure Platinum” direkt am Flughafen war eine Mischung aus Tabledance-Club und Bordell und bot prickelnde Unterhaltung. 

Der Selfmade-Millionär blickt mit Begeisterung auf diese Zeit zurück und betont immer wieder, wieviel Spaß er hatte, insbesondere auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit anderen Gastronomen. Er konnte ungehindert für seinen Club werben und genoss die wilde Zeit. Doch endete diese Ära abrupt, als die Inselregierung das Gelände enteignete, um Platz für die Erweiterung des Flughafens zu schaffen. 

Seit 2018 lebt Prinz Marcus in Dubai und genießt dort ein Leben in Freiheit und Wohlstand. Im Interview betont er stolz: „Ich habe mich noch nie kaufen lassen.“ Für ihn bedeute Freiheit, offen seine Meinung zu äußern, und genau das lässt er sich nicht nehmen. Einer der Gründe, warum er Deutschland den Rücken gekehrt hat, ist das Gefühl, dass man dort “nicht mehr frei sprechen kann, ohne sofort verurteilt” zu werden. Jede abweichende Meinung werde sofort als „böse“ abgestempelt. Er vergleicht die deutsche Gesellschaft mit einem Ameisenhaufen, in dem jede Ameise den anderen blindlings folgt und niemand seinen eigenen Weg geht.

“Deutschland ist durch”, sagt Prinz Marcus knapp, wenn man ihn fragt, ob er noch Hoffnung für sein Heimatland habe. Eine Veränderung könnte die Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) bringen, die jedoch 60 Prozent der Wählerstimmen gewinnen müsste, um etwas zu bewirken. “Ich war immer ein stolzer Deutscher“, betont er, aber die “Dummheit und Faulheit” der Politiker bringen ihn zum Ausrasten. Er kritisiert die Abwanderung deutscher Fachkräfte ins Ausland, das Verschwinden traditioneller deutscher Wertarbeit, die hohen Abgaben und die strengen Regulierungen. Der gebürtige Pforzheimer zweifelt an der Kompetenz der deutschen Politiker, die dafür sorgen, “dass man als Arbeitsloser mehr Geld in der Tasche hat als durch harte Arbeit.” Kritisch sieht er auch die Allianzen Deutschlands mit „Bankrottstaaten“ und die unkontrollierte Einwanderung.

Der Multimillionär hat über 13 Millionen Follower auf Instagram und Facebook, wo er täglich postet und rausbrüllt, was er denkt. Die Wutausbrüche von Prinz Marcus von Anhalt sind legendär, seine verbalen Tiraden sprechen vielen aus der Seele. Als Vater einer 14-jährigen Tochter sieht er das Thema Geschlechtsumwandlung im jungen Alter skeptisch und ist entsetzt, wenn Eltern solche Entscheidungen unterstützen. Auch die starke Präsenz der LGBTQ+ Community, selbst bei den Olympischen Spielen und der Fußballweltmeisterschaft, empfindet er als störend. Als Besitzer einer ganzen Flotte schneller Luxusautos steht er auch der E-Mobilität skeptisch gegenüber, da die Herstellung und Entsorgung der Batterien “mehr Schaden anrichten” als die Emissionen von Verbrennungsmotoren. 

Im IBIZA KURIER-Interview spricht der 57-Jährige über die Vorteile des Lebens in Dubai. Dort fühlt er sich sicherer, besonders auch in Bezug auf seine Tochter. Er könne sie bedenkenlos am Eingang eines Einkaufszentrums absetzen und nach ein paar Stunden wieder abholen. In Deutschland jedoch würde er seine Tochter niemals aus den Augen lassen und sie sogar lieber mit auf die Herrentoilette nehmen, anstatt sie auch nur eine Minute draußen allein warten zu lassen. 

Prinz Marcus hat das “Bad Boy”-Image zu seinem Markenzeichen gemacht. Obwohl er gerne provoziert und aneckt, beteuert er, nichts im Leben zu bereuen: „Die Fehlentscheidungen, die ich getroffen habe, haben mich weitergebracht und zu dem gemacht, was ich heute bin.“ Es sei wichtig, Fehler zu machen und auch mal zu scheitern, “denn das gehört zum Erfolgsweg dazu”. Entscheidend sei aber, “aus den Fehlern zu lernen und sie nicht zu wiederholen.”

Begeistert erzählt er von seinen vielen Tieren, insbesondere von seiner Schildkröte Kleopatra, und geht auf das Thema Tierschutz ein. Früher habe er viel Geld an die Tierschutzorganisation PETA („People for the Ethical Treatment of Animals”) gespendet, bis er herausfand, dass “82 Prozent der Spenden in die Verwaltung fließen”. Es macht ihn wütend, wenn man ihn als Tierquäler bezeichnet, obwohl er ein Tierheim in Rumänien hat, in dem etwa 3.000 gerettete Hunde leben. Jeden Monat schickt er “LKW-weise Hundefutter”, ohne je die Presse darüber informiert zu haben. Dass der „Bad Boy“ eigentlich ein weiches Herz hat, will er nicht an die große Glocke hängen, weil er sowieso nicht erwartet, dass ihn jemand nach seiner Vergangenheit als Puffbetreiber noch als „Good Boy“ sehen würde. 

Prinz Marcus ist überzeugt, dass die meisten deutschen Medien gekauft sind, da sie einseitig berichten und vorschreiben, was man gut finden soll. Auch das Thema Werbung spricht er an und kritisiert, wie sie uns beeinflusst, indem sie vorgibt, was wir kaufen sollen. Auch er sei früher den Tricks der Werbeindustrie erlegen, gibt er zu. Was die Mund- und Körperpflege angeht, kauft er jedenfalls schon lange keine herkömmlichen Produkte mehr, sondern setzt beispielsweise auf Kokosöl.

Ein besonderes Thema im Gespräch mit IBIZA KURIER-Chefredakteurin Friederike Diestel ist das große Tattoo auf dem Rücken, ein loderndes Motiv mit der Aufschrift “Apotheosis“. Der griechische Begriff steht für die Verwandlung eines Menschen in einen Gott. Marcus erklärt, er habe im Alter von 16 Jahren ein Schlüsselerlebnis gehabt und das Göttliche in sich erkannt. Details möchte er nicht verraten, aber seitdem ist er überzeugt, ein Gott und unsterblich zu sein.

Er glaubt an “die Macht der positiven Energie” und daran, „wer Gutes tut, immer Gutes zurückbekommt“. Ehrlichkeit ist für ihn ein zentrales Prinzip. Seinen Reichtum und seine Reichweite führt er darauf zurück, dass er stets ehrlich und fleißig war. Jungen Menschen rät er deshalb: „Sei fleißig, sei ehrlich, lüg’ nicht und sei immer schlauer als die anderen. Oder fleißiger, wenn du nicht schlauer sein kannst.“ Zudem rät er, sich nicht ins “Hamsterrad“ einsperren zu lassen und stets seinen eigenen Weg zu gehen. Angst kenne er nicht, außer manchmal vor seiner eigenen “Großkotzigkeit”, und zwar davor, “jemanden zu verletzen, der es nicht verdient hat.”

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Text: ind / Fotos: ind/YT/FB/INSTA/privat
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