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Bakterien fressen Diesel: Verschmutztes Wasser wird wieder sauber – Weltweit einzigartiges Pilotprojekt läuft im Yachthafen von IbizaBakterien fressen Diesel: Verschmutztes Wasser wird wieder sauber

Weltweit einzigartiges Pilotprojekt läuft im Yachthafen von Ibiza

Man kennt die Bilder von Ölteppichen nach Schiffsunglücken: Verunreinigtes Meerwasser stellt ein kaum lösbares Problem bei solchen Katastrophen dar.

Aber auch kleinste Ölflecken, die aus den Schiffsschrauben austreten, oder Diesellachen, die beim Betanken der Schiffe entstehen, haben eine schädlichen Effekt auf die Meeresfauna. Einer, der sich ausgiebig damit beschäftigt hat, wie man verschmutztes Wasser wieder sauber machen kann, ist der Holländer Ronny Janmaat. 

Auf Ibiza hat er in Zusammenarbeit mit der Hafenverwaltung des Marina-Yachthafens ein einzigartiges Pilotprojekt ins Leben gerufen. Ibiza ist der erste Standort im Mittelmeer, wo sich die trübe Hafenbracke dank seiner Firma “Microbial Relations” regeneriert. Dabei setzt der findige Umwelttechniker auf Mikrobakterien. 

Diese leben in einer Flüssigkeit in einer unscheinbaren weißen Kiste direkt vor dem Eingang des glamourösen Nachtclubs Lio. Nur wenige Meter entfernt ist die Tankstelle, und immer wieder kommt es vor, dass sich im Wasser Schlieren vom Treibstoff ausbreiten. Die Strömung treibt diese meist immer in dieselben Ecken der Hafenanlage – und hier kommen Ronny’s Bakterien zum Einsatz: “Wir geben sie auf die Stelle und man kann zuschauen, wie sie die fossilen Kohlenstoffketten zerlegen.” 

Seit etwa zweieinhalb Jahren lebt er auf den Balearen. In seiner ersten Woche auf Ibiza bearbeitete er in Benirras eine Öllache, die von einem Boot ausging. “Nachdem ich mich mit den Behörden ausgetauscht hatte, gelang es mir, das ausgelaufene Öl zu beseitigen, indem ich einen Kanister mit Bakterien auf mein Paddelbrett stellte, hindurchruderte, und diese mit dem Öl vermischte.” Auch andere Säuberungen auf Formentera und in Cala Llonga, an denen er mitwirkte, liefen erfolgreich: “Es scheint mir, dass die Inseln die Idee begrüßen.” 

Die Wasserqualität ist ein weltweites Problem, das auf intelligente Weise angegangen werden muss. Es gibt viele Technologien, die angeblich Wasser “reinigen“, “aber einige haben sich als gesundheitsschädlich erwiesen”, meint Ronny.

Die Grundlagen seien ganz einfach: “Abwasser entsteht und muss abgebaut werden, bevor es wieder in die Natur gelangt. Dafür braucht es Zeit, Platz und leistungsstarke Bakterien.” Diese sind in der Lage, die Verbindungen abzubauen. Seine “biologischen Helfer” bietet Ronny zudem in Form von Reinigungsprodukten auf Basis von Enzymen und Bakterien für Boote und für den Haushalt an, “so dass der Abbau von Ölderivaten und organischen Abfallstoffen von Anfang an erfolgt”, und wodurch man auf chemische Reinigungsprodukte verzichten kann.   

Für Ibiza hat er ein automatisches Hafenreinigungssystem entwickelt, das es den Bakterien ermöglicht, “rund um die Uhr in der Marina Diesel zu fressen”. Eine weltweite Premiere und ein voller Erfolg, denn die effektiven Bakterien bauen nicht nur Fette, Erreger und Giftstoffe aus dem Wasser ab, sondern zersetzen auch Ölderivate wie Diesel und wandeln es in CO2 um, “das dann von Pflanzen aufgenommen wird, um Pflanzenzellen zu produzieren und Sauerstoff zu erzeugen”, wie der Jungunternehmer erklärt.

Das von ihm in die Praxis umgesetzte Wissen basiert auf biologisch neuesten Erkenntnissen zum “Quorum Sensing” (wie Bakterien kommunizieren), womit er vor zehn Jahren an den Markt ging. “Basierend auf dieser Technologie haben wir Lösungen entwickelt, die zu einer besseren Wasserqualität und Bodengesundheit führen”, sagt er stolz. 

Die Bakterien wirken sofort und brauchen keine Zeit, sich anzupassen: “Es gibt viele Bakterienprodukte auf dem Markt, aber unsere Mischungen sind fortschrittlicher, da sie sofort wirken.” 

Andere Produkte verwenden für ihre Wirkung oft Ethanol oder andere Tenside: “Wir verwenden nur Enzyme und Bakterien, die häufig im Boden und im Wasser vorkommen. Wir fügen dem Ökosystem nichts Exotisches hinzu.”

Die Bakterien produzieren keinen Abfall und seien für Mensch und Umwelt von Vorteil: “Sie betrachten unsere Abfälle als Nahrung und leben, sobald sie mit dem Essen fertig sind, in Symbiose mit der Natur, und zwar nicht belastend, sondern das Gleichgewicht wiederherstellend.”  

Ronny wünscht sich, dass sich noch mehr Hafenverwaltungen dem Projekt anschließen, denn “unsere Technologie ist in der Lage, Diesel und organische Verbindungen aus Wasser und Oberflächen abzubauen und so sauberes Wasser und für die Pflanzen wichtiges CO2 zu erzeugen.”

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Text: Friederike Diestel / Fotos: die
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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