fbpx

“Ich war nie zufriedener und glücklicher in meinem Leben, als ich es jetzt bin.”

Vom Nürburgring zum Ironman: Interview mit Adam Radkowski über Ängste und Motivation

Adam Radkowski hat Deutschland vor einigen Monaten hinter sich gelassen, um auf der kleinen Mittelmeerinsel Ibiza einen Neustart zu wagen. Was ihm dabei hilft, ist seine Disziplin und seine klare Ausrichtung auf seine Ziele. 

Tägliche Praxis darin pflegt er im Sport. Im Mai nahm er auf Ibiza an einem Triathlon sowie beim legendären “Ironman” auf der Nachbarinsel Mallorca teil. Sein ständiger Begleiter ist das Fahrrad. Wie es ihm gelingt, auf der “Insel der Versuchungen” auf der richtigen Spur zu bleiben und was seine Motivationen sind, hier Fuß zu fassen, verrät er uns im Interview.  

Hola Adam! Wann bist du das erste Mal nach Ibiza gekommen? Und unter welchen Umständen, bzw. was war der Anlass?

Das erste Mal auf Ibiza war ich, um mich zu verabschieden, bevor ich meinen ersten Auswanderungsversuch nach Indonesien unternommen habe. Ein verpasster Flug auf dem Hinweg und zwei verpasste Flüge auf dem Rückweg lassen vermuten, welche Art von Urlaub das damals war. 

Was hat dich dann bewegt, hierher zurückzukommen – und zu bleiben?

Die Insel wirkte auf mich sehr inspirierend. Mir wurde schnell bewusst, welche Potentiale sie in sich birgt und somit habe ich der Manifestation einen Grundstein gelegt.

Woher stammst du ursprünglich?

Ursprünglich komme ich aus Polen, habe aber über 30 Jahre in Deutschland und auch ein Jahr in Indonesien gelebt.

Was hast du dort zuvor gemacht?

Nach dem Abitur und der Ausbildung zum Fahrzeugmechaniker habe ich ein Studium im Maschinenbau mit Fachrichtung Fahrzeugtechnik abgeschlossen und dann knapp acht Jahre an der Rennstrecke am Nürburgring, der Nordschleife, als Teamchef und Technischer Leiter, aber auch als Mechaniker und Werkstattleiter gearbeitet. Zuletzt habe ich als Prüfstandsingenieur beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gearbeitet.

Was sind deine Pläne oder aktuellen Projekte?

Vor dem Studium habe ich mich damals zwischen dem Sport- und dem Maschinenbaustudium entscheiden müssen. Beim Sport habe ich keine richtige Perspektive für mich gesehen, obwohl ich aus dem Leistungssport im Bereich Leichtathletik komme. Früher habe ich Wettkämpfe bis hin zu den Westdeutschen Meisterschaften bestritten. Ich war Sprinter. Den Sport habe ich zwischenzeitlich für mich wiederentdeckt und habe mir in den Kopf gesetzt, mich für die Weltmeisterschaft des Ironman auf Hawaii zu qualifizieren. Unter anderem, um mir die entsprechenden Trainingsbedingungen zu schaffen, habe ich meinen Lebensmittelpunkt in Richtung Sonne und Palmen, weg vom Regen verschoben.

Hast du deinen alten Beruf ganz an den Nagel gehängt oder kommen dir deine technischen Kenntnisse auf Ibiza zugute?

Klar, ich möchte weiter meiner Expertise in der Fahrzeugtechnik folgen. Fundierte Fahrzeugdiagnostik, Codierungen und Programmierungen von Steuergeräten und die Fahrzeugelektrik gehören zu den Arbeiten, die mich immer wieder vor neue Herausforderungen stellen, und bei denen ich aber auch sehr gut entspannen kann.

Was war deine Motivation, um den Mut zu finden, den Schritt ins Ausland zu gehen?

Der Pragmatismus gehört sicherlich weitestgehend zu den Verhaltensgewohnheiten, die mich dazu veranlassen, solche Entscheidungen zu treffen. Um neue Ziele zu erreichen, kann man nicht auf alten Wegen herumirren. Nur wenn man etwas wagt, gibt man sich überhaupt erst die Chance, herauszufinden, ob es einem gefällt. Ein Wunsch ohne einen Plan der einzelnen Schritte, bleibt sonst für immer ein Traum.

Was würdest du Leuten, die ebenfalls auswandern wollen, als Rat mit auf den Weg geben?

Raus aus der Komfortzone und rein ins Abenteuer! Das Leben ist schön! Vor allem, wenn man sich mit den richtigen Waffen ausrüstet und dem Gesetz der Anziehung und der Kraft der Gedanken folgt, um seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

Fiel es dir leicht, Deutschland den Rücken zu kehren? 

Der Grund meiner Entscheidung für die Insel wurde primär von dem Konflikt ausgelöst, welcher zwischen den Werten besteht, die uns die Leistungs- und Konsumgesellschaft vermittelt, und meiner inneren Grundhaltung, welche auf Liebe und Respekt basiert. Das hat sich nie richtig vertragen. Durch meine vorherige temporäre Auswanderung nach Indonesien habe ich die Möglichkeit bekommen, mich ausreichend von dem deutschen System zu distanzieren und alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Was war die Erkenntnis aus dieser Zeit?

Die Essenz war, dass ich erkannt habe, dass wir in einem Hamsterrad laufen und dieses von innen aussieht wie eine Karriereleiter. Wir sind darauf getrimmt, ständig dem Geld hinterherzulaufen, um uns die illusionäre Erfüllung des Glücks durch Wohlstand zu ermöglichen, und mit dem schwer verdienten Geld, wovon wir über die Hälfte an den Staat abtreten, irgendwann mal die Rente zu erhalten und dann das Leben zu genießen. Das hat schon bei meinem Papa nicht funktioniert.

Also macht Geld nicht glücklich?

Mit unserem Geld kaufen wir irgendwelche Dinge, die wir zumeist nicht einmal brauchen, um damit Menschen zu beeindrucken, die wir nicht einmal kennen. Familienwerte kommen dabei deutlich zu kurz und die Menschen distanzieren sich voneinander. Die Digitalisierung spielt dabei auch eine große Rolle. Das alles verursacht einen riesen Schmerz in meinem kleinen Herzen.

Du hast dann begonnen, dem Außen weniger Aufmerksamkeit zu schenken?

Ich habe angefangen, mich um mich selbst zu kümmern, habe viel reflektiert und viel Zeit mit mir selbst verbracht. Jetzt sehe ich viele Dinge grundlegend anders, leichter und entspannter.

Ibiza ist kein einfaches Pflaster, besonders für Leute, die frisch hier sind. Wie gehst du mit Schwierigkeiten und Hindernissen um? 

Oftmals ist es nicht das Problem, welches uns Sorgen bereitet, sondern unsere Haltung gegenüber dem Problem. So, wie wir mit Situationen umgehen, so leben wir auch. Manifestation durch die Kraft der Gedanken ist ein sehr schönes Werkzeug, um sich ein positiveres Leben zu schaffen. Wenn du weniger hast, hast du weniger Last. Das gilt vor allem auch für den seelischen Ballast. Ich war nie zufriedener und glücklicher in meinem Leben, als ich es jetzt bin.

Hattest du manchmal Angst, dass es nicht klappen könnte?

Dafür möchte ich etwas weiter ausholen, um einen kleinen Einblick in meine generelle Motivation zu geben. An einem Punkt in meinem Leben habe ich entschieden, dass Angst keine Grundlage meiner zukünftigen Entscheidungen sein wird.

Aus Angst tut man die verrücktesten Dinge, die, wie bei allen Entscheidungen, deren Basis eine Emotion ist, dann meist keinen langfristigen und nachhaltigen Effekt haben. Angst sabotiert darüber hinaus unseren Drang zur Selbstverwirklichung und raubt uns auch unsere Kreativität, unseren Lebenswillen und Schaffensdrang.

Selbstverwirklichung ist ein schönes Stichwort. Was verstehst du darunter?

Durch die konsequente Selbstreflexion und entsprechende Konsequenz zur Disziplin ermöglichte ich mir, nur noch Entscheidungen zu treffen, die entsprechend von Bestand sind. Ich habe mir damit immer mehr vor Augen geführt, dass ich mag, wer ich bin, und habe auf diesem Wege auch einen gewissen Selbstzerstörungsdrang in mir ausgebremst – etwas, womit ich mir lange Zeit selbst im Weg stand. 

Ein scheinbar permanenter Konflikt mit meiner Umwelt war sicherlich einer der Faktoren, die dies begünstigt haben. Durch die Verdrängung und Vermeidung der Konfrontation mit mir selbst nahm ich mir selbst die Luft. 

War diese Erkenntnis Ergebnis eines längeren Prozesses oder ergab sie sich spontan?

Es müssen immer erst Dinge geschehen, damit auch Fehler passieren können, was unumgänglich für jedwedes Wachstum ist. Alles braucht seine Zeit, und die müssen wir uns immer geben.

Für mich war die Angst gestorben, Fehler zu machen, und damit war die Basis für ein fortschreitendes Wachstum gelegt.

Viele Menschen sind geplagt von Zweifeln, Sorgen und Ängsten. Hast du einen Tipp, sie zu überwinden?

Unweigerlich und in direktem Zusammenhang stehen unsere Ängste mit unseren Komfortzonen. Mit wachsenden Ängsten wachsen auch unsere Komfortzonen. Wir schließen die unmöglichsten Versicherungen ab und bauen um uns Mauern auf. Mauern, dank derer wir uns dann scheinbar glücklich und in Sicherheit wiegen. Auch diese halte ich in meinem Leben weitestgehend klein, unter anderem, um mir meine Adaptionsfähigkeit zu erhalten und potenziell ausbauen zu können. Nur so bleibt man mental wach, flexibel und raubt sich nicht unnötig die Möglichkeit, Potenziale, die sich einem ununterbrochen eröffnen, nicht fahrlässig verstreichen zu lassen. 

Ibiza ist dein Trainingsplatz und du treibst jeden Tag Sport. Welcher Aspekt hat für dich die körperliche Gesundheit? 

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mein Leben ohne Medikamente auszukommen und unabhängig von der Pharmaindustrie zu bleiben. Ich möchte alles auf einem natürlichen Wege bewältigen und mir alle dafür nötigen Werkzeuge selbst in die Hand legen.

Das bedeutet, dass man einen gewissen Kreislauf eines Kollektivs erst durchbrechen und vor allem das Vertrauen in sich selbst gewinnen muss. Im weiteren Verlauf versetzt man sich in eine Position, welche sich bezüglich der eigenen Gesundheit überwiegend und vorsätzlich prophylaktisch auswirkt. Man stolpert nicht unentwegt in neue Missstände, sondern tätigt die allerbeste Investition mit der allergrößten Rendite, nämlich in die eigene und nachhaltige Gesundheit.

Weder Geld noch Zeit kann man mit Gesundheit aufwiegen. Ist diese weg, so wird alles um uns herum plötzlich leer und bedeutungslos. All die Kompensation, der man häufig unbewusst gefolgt ist, entpuppt sich als vergebene Kunst. Und das Streben nach Glück scheint an einem finalen und irreversiblen Punkt angekommen zu sein.

Wie gelingt es uns, inneren und äußeren Frieden zu finden? 

Selbstbestimmung ist ein bedeutender Faktor, der die eigentliche innere Kraft in uns darstellt, der wir sonst nur heuchelnd nachlaufen, ohne ihr auch nur ein Stück näher zu kommen.

Ich habe mich schrittweise in diese Richtung entwickelt, mir alles erkämpft und meinen ‘schlechten’ Gewohnheiten den Kampf angesagt, da ich mir selbst treu bleiben möchte, was unausweichlich und dringend notwendig ist, um mir meinen inneren Frieden zu ermöglichen. Denn nur wenn unsere Gedanken, Worte und Taten im Einklang sind, geben wir uns selbst die Möglichkeit, dem eigenen Seelenfrieden näher zu kommen.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

Das Gespräch führte Friederike Diestel