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Nach dem Boom folgt der Fall ins Bodenlose – Zu teuer und schlechter Service: Die Gier fällt Ibiza auf die Füße

Zu teuer und schlechter Service: Die Gier fällt Ibiza auf die Füße

Nach dem Boom folgte der Fall ins Bodenlose: Die Ferienvermietungen auf Ibiza gingen im August stark zurück. Viele Häuser und Villen standen in der Hochsaison leer. 

Die Hotels versuchten zu retten, was zu retten war. So drängte etwa das luxuriöse Destino-Resort mit bis zu 50 Prozent Rabatt im August auf den Markt. Die Preise für Hotels im September sind ebenfalls stark gesunken. Überall sieht man Last Minute-Sonderangebote. Die Bootsverleiher berichten ebenfalls von stark gesunkenen Buchungszahlen (s. Seite IK115/9).

“Ibiza ist kein cooles, unterhaltsames Reiseziel mehr. Es bietet einen schrecklichen Service zu überhöhten Preisen. Die Leute gehen woanders hin”, bringt es eine Nutzerin auf Facebook auf den Punkt. 

“Viele meiner Freunde sind diesen Sommer nach Griechenland und Kroatien gereist, weil Ibiza für eine normale Familie unerschwinglich geworden ist. Ich glaube nicht, dass es auf der Welt genug 5-Sterne-Gäste gibt, um alle Villen und Hotels auf Ibiza zu füllen”, sagt eine andere. 

Sophie Painter hat eine Kinderbetreuungsagentur. Auch sie hat den Crash zu spüren bekommen: “Viele Familien haben mir gesagt, dass die Kosten für Ibiza für einen Urlaub mit vier oder fünf Personen einfach zu hoch sind. Sie haben sich entschieden, woanders hinzugehen. Es ist schade, aber völlig verständlich, dass sie sich nach günstigeren Reisezielen umschauen.” 

Der August wird immer ein beliebter Ferienmonat auf Ibiza sein, da gerade Eltern nur im Juli und August Urlaub machen können, wenn die Kinder Sommerferien haben. Aber wie oft hat man schon gehört: “Ibiza gefällt mir im Juli und August nicht. Es ist zu heiß und zu voll.“ Auf der anderen Seite erfreuen sich September, Oktober, April, Mai und Juni zunehmender Beliebtheit.

Viele langjährige Stammgäste erachten Ibiza mittlerweile als schlicht als unbezahlbar. Jede Blase platzt an einem bestimmten Punkt. Teure Clubs, wo ein Wasser mehr kostet als eine Ecstasy-Pille, tragen ihren Teil dazu bei. Außer in den Diskotheken ist Musik kaum mehr erlaubt: Musik am Strand oder in den Bars, tanzen bis in den Mittag – Fehlanzeige! Auch an der Hafenmeile ist es ruhig geworden, denn die Dezibelhöhe der Soundsysteme wird streng kontrolliert. Playa d’en Bossa, zuvor ein quirliger Ferienort vor allem für junge Leute, ist ruhig und verwaist. Musik ist neben Salz das einzige Exportprodukt, das die Insel zu bieten hat, doch gerade diesen Sektor haben die Behörden quasi kastriert. 

“Die Freiheit Ibizas ist verschwunden und auch die schöne Mischung aus tanzenden Menschen aus allen Gesellschaftsschichten”, klagt ein langjähriger Ibiza-Besucher. Hippie-Locations wie das Chirincana in Cala Martina, das berühmt für seine Live-Events, magische Atmosphäre und positive Energie war, dürfen in dieser Form nicht mehr stattfinden. Viele Gastronomen leiden unter den zum Teil lächerlichen Regeln. 

Weniger Freiheit, dafür höhere Preise, die keineswegs für gute Qualität und Service stehen. Fazit vieler Besucher: Ibiza ist das Geld nicht wert. 

“Auf vielen Speisekarten Ibizas kosten die Vorspeisen mittlerweile so viel wie anderswo die Hauptgerichte”, bemängelt der auf Ibiza lebende DJ und Musikproduzent Bushwacka. Matthew Verity hat eine Reinigungsfirma und stimmt ihm zu: “Zu teuer, auch für die Reichen. Sie können in Top-All-Inclusive-Hotels zu einem günstigeren Preis übernachten. Ich betreue zehn Villen und die am stärksten frequentierte ist diejenige, bei der die Preise der letzten Saison eingefroren sind. Die anderen sind weniger gebucht.” 

Der Personal Trainer Ranjith Chambers hat ähnliche Erfahrungen gemacht: “Alle meine Kunden, die sonst immer nach Ibiza kamen, sagen, die Preise seien einfach lächerlich und sie haben das Gefühl, ständig betrogen zu werden! Die meisten verbringen ihre Sommerferien dieses Jahr in Griechenland und der Türkei.” 

Hinzu kommt die steigende Zahl von Einbrüchen in Villen und Überfälle, die nicht nur die Reichen abschrecken. 

Selbst der weltberühmte Las Dalias-Hippiemarkt klagt über Besucherschwund. “Niemand weiß, wie der Rest der Saison verlaufen wird”, sagen die Verkäufer. Die Saison sei “sehr ungewöhnlich”, weil nur wenige Kunden über den Markt laufen “und nichts kaufen”.

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Text: Friederike Diestel / Fotos: Stockfoto
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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