Retrospektive: Familienurlaub in San Carlos auf Ibiza im Jahr 1980 – Ferdinand Keuters Reisebericht: Im Ford Taunus unterwegs auf die Insel
Ferdinand Keuters Reisebericht: Im Ford Taunus unterwegs auf die Insel
“Es ist wieder Zeit für unseren Jahresurlaub. In diesem Jahr wollen eher wir Bürgerliche auf die Insel der Aussteiger, nach Ibiza.
Das Wetter in Deutschland ist so schlecht, dass selbst der Wetterfrosch keine andere Lösung wusste, als sich mit einem Strick das Leben zu nehmen.
Auf dem Wege nach Spanien erfahren wir, dass die Zöllner streiken. Übergänge sind bis auf einen geschlossen. Dieser liegt ganz im Süden von Frankreich und soll ebenfalls um Mitternacht dicht sein. Wir machen keine Pause mehr, fahren weiter, weiter, weiter und schaffen es gerade noch. Geradewegs suchen wir nach der Zollpassage in Cerbére in Portbou ein Hotel. Unsere schnelle Entscheidung war die sehr vernünftige Entscheidung. Kurze Zeit später ist kein Zimmer mehr zu bekommen. Die nach uns kommenden Reisenden erhalten an der Rezeption nur noch Absagen. Tausende schlafen in dieser Nacht im Auto auf dem Wege in den Urlaub.
Am 20. Juni 1980 erreichen wir Gott sei Dank Barcelona und parken in der Nähe der “La Rambla“, eine 1.260 Meter lange Promenade im Zentrum, die die Plaça de Catalunya mit dem Hafen verbindet. Sie wird zu beiden Seiten von Fahrbahnen für den Individual- und Busverkehr flankiert. Kellner kreuzen diese, um die an den Café-Tischen auf der Rambla sitzenden Gäste zu bewirten.
Gegen 22:30 Uhr fahren wir unser Auto ins Unterdeck der Caso San Sebastian und beziehen die Kabine C9. Noch wissen wir nicht, was für eine Nacht uns bevorsteht. Ein Sturm zieht auf und schüttelt alle Passagiere in die Seekrankheit. Auch wir kommen nicht ohne kleine Tüten aus. Den Zustand des Schiffes am nächsten Morgen möchte ich hier nicht beschreiben. Ich hätte nicht zum Reinigungspersonal gehören wollen.
Am frühen Morgen landen wir im Hafen von Ibiza an. Etwa 280 Kilometer unruhige See liegen hinter uns. Die Sonne empfängt uns, als sei nichts gewesen. Sie ist ja auch unschuldig an dem Geschehen in der Nacht. Nun aber sind wir am Ziel unserer Wünsche, auf der Insel Ibiza.
Die Inselhauptstadt im Südosten der Insel mit 26.000 Einwohnern soll jedoch nicht unser endgültiges Urlaubsziel sein. Hier ist die Hippiekultur besonders ausgeprägt. Alles ist jung, schön, verrückt, verliebt, ohne Arbeit, vielleicht auch etwas drogenabhängig, aber immer gut drauf. Wir folgen unbefestigten Wegen, die wir mit unseren Fahrzeugen nur langsam befahren. Die Heckscheibe des Ford ist nach dieser Fahrt so verstaubt, dass wir gut lesbar notieren können: SAN CARLOS IBIZA 1980.
In einem Haus am Steilhang beziehen wir unsere Wohnung. Die Tage hier sind unbeschwert, für Ferdi jun. liegt ein riesiger Sandkasten direkt vor der Türe. Schwimmen und Sonnen sind angesagt. Unsere Lebensmittel kaufen wir in einem nahen Laden: Salat, Gurken und andere Feldfrüchte werden zum Teil von der Oma frisch aus dem Garten geholt. Feigen probieren wir direkt vom Baum und gehen dabei an Jahrhunderte alten Olivenbäumen vorbei. Unser Essen ist ländlich, einfach und lecker. Tomaten aus dem Garten sind noch warm von der Sonne. Dazu gibt es frische Brötchen, Milch von der Insel, Zwiebeln und natürlich für die Erwachsenen ein Glas Roten, den einfachen Landwein.
Emsige Straßenverkäufer aus Nordafrika hausieren überall, so auch hier. Für unsere Kinder gibt es selbst gebastelte Marionetten. Es sind bunte Stofftiere in vielen Farben, für jedes Kind ist eines in seiner Wunschfarbe vorhanden. Direkt am Strand gibt es eine gute Gelegenheit, den Durst zu löschen, gemeinsam Paella oder frischen Fisch zu essen. Die Bar Es Alocs ist dafür bis heute eine gute Adresse.”
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Text: F. Keuter / Fotos: F. Keuter
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera
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