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Tier des Jahres: Helfende Hände für stachelige Kameraden – Die “Can Hog”-Igelstation auf Ibiza rettet verwaiste und kranke Igel 

Die “Can Hog”-Igelstation auf Ibiza rettet verwaiste und kranke Igel 

Auf den Landstraßen Ibizas sehen wir ihre sterblichen Hüllen derzeit leider nur allzu oft plattgefahren auf dem Asphalt. 

Viele kommen täglich im Straßenverkehr ums Leben: Nicht nur Igelmännchen, die auf Partnersuche sind, oft auch Weibchen auf der Suche nach Wasser und Nahrung, deren Junge dann verhungern.
Zugegeben, es ist schwierig, einen Igel aufgrund seiner Färbung in der Dämmerung oder in der Nacht auf der Straße zu sehen. Meist ist es dann zu spät für den Igel.

Eigentlich sollten sie in der kalten Jahreszeit überhaupt nicht auftauchen, denn normalerweise sind sie im Winterschlaf. Doch Adila von der Tierschutzinitiative “Can Hog” (“hog” heißt Igel im Englischen) auf Ibiza hat das ganze Jahr mit ihnen zu tun. 

Der Glaube, Igel würden sich wie Kröten gerne auf dem warmen Asphalt aufhalten oder dort Kleinlebewesen als Nahrung suchen, ist nicht richtig. Sie überqueren die Straßen zur Partner-, Nahrungs- und Wassersuche.
Oben auf dem Speiseplan stehen Schnecken, und davon hat Ibiza sehr viele: “Sie fressen Schnecken, wenn sie extrem hungrig sind und nichts anderes finden”, meint die junge Tierschützerin, die die stacheligen Kameraden in ihr Herz geschlossen hat.

“Normalerweise gehen sie im Winter, ab etwa November, je nach Witterung, in den Winterschlaf – bis zu sechs Monate.” Manchmal erwachen sie zwischendurch oder früher, sobald es warm ist. Wenn man sie tagsüber sieht, stimmt etwas nicht, denn es sind nachtaktive Tiere.
Was die genaue Zahl der überfahrenen Exemplare angeht, gibt es laut Adila “keine wirkliche Hauptsaison”. 

Auch wenn sie eigentlich im Winterschlaf sein sollten, sieht man sie auf den Straßen. So hat sie auf Ibiza das ganze Jahr alle Hände voll zu tun. 

TIER DES JAHRES
Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), den meisten Menschen einfach als Igel bekannt, ist das Tier des Jahres 2024. Die Deutsche Wildtier Stiftung will mit dieser Wahl auf den Stachelträger aufmerksam machen, der in der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der “Vorwarnliste“ geführt wird. Sein Bestand nimmt stetig ab, denn er findet immer weniger Nahrung und geeignete Unterschlüpfe.

Geburtszeit ist im Mai wie bei Hasen. In der Zeit, wenn die Babys auf die Welt kommen, werden oft allein gelassene Junge, deren Mutter tot ist, in die Station gebracht.
Igel sind Einzelgänger und haben feste Territorien, die sich überlagern können. Sie zeigen in der Regel kein Territorialverhalten, sondern gehen Artgenossen einfach aus dem Weg. Sie sind keine Vegetarierer, sondern ernähren sich von Insekten, Würmern oder Spinnen.
Adila spricht sehr liebevoll über ihre Schützlinge. Bei ihr landen kranke Igel, die unter Parasiten leiden, Infektionen oder Hautprobleme haben. 

“Der größte Feind des Igels aber ist und bleibt die Straße”, sagt die Gründerin der Igelstation. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Igeln der Insel, die Hilfe benötigen, eine “zweite Chance auf Leben” zu geben. Es sei “jedes Mal ein kleiner Erfolg”, wenn sie ein Tier nach der Behandlung zurück in die Natur bringe.
“Can Hog” rief Adila 2017 ins Leben. Die ersten Patienten waren verwaiste Igelkinder. 

Fakten zum Igel
Der Igel ist ein Insekten- und Fleischfresser. Leider nimmt er durch die Aufnahme von Schnecken Parasiten auf, die Lunge und Darm befallen.
Der Igel hält Winterschlaf. Im Herbst wird er gegen seine Gewohnheiten auch tagsüber aktiv, um sich Winterspeck anzufressen.
Der Igel ist nachtaktiv, tagsüber schläft er, außer, wenn er aus dem Rhythmus gerät.
Der Igel ist ein Einzelgänger und sucht sich nur zur Paarungszeit einen Artgenossen.
Der Igel kann sich bei Gefahr zu einer Kugel einrollen. Das rettet ihm oft das Leben.
Ein Igelweibchen kann bis zu elf Jungtiere bekommen.
Igel haben keine guten Augen. Ihre Nase ist ihr wichtigstes Sinnesorgan!
Igel haben kräftige Vorderbeine und können sich gut durch den Boden wühlen.
Igel sind Jäger und keine Opfertiere. Der größte Feind ist die Straße!
Ausgewachsene Igel haben ca. 1.000 Stachel.
Igel sind gute, aber nicht ausdauernde Schwimmer.

Nicht längst alle Igel schaffen es. “Der Igel plagt sich oft mit vielen Krankheiten”, erklärt sie. Wissen über diese Tiere hat sie sich im Tierkrankenhaus in Wales (Großbritannien) angeeignet. Dort lernte sie, wie man bei Parasitenbefall helfen kann. Ihre Faszination und Liebe geht noch weiter zurück – schon in Südafrika kümmerte sie sich um Igel.
Jedes Tier wird liebevoll aufgenommen, verbringt die erste Zeit in einer Box und bekommt regelmäßige morgendliche Versorgung. 

Auch wird es jeden Tag gewogen: “Das Gewicht muss sorgfältig im Auge behalten werden, bis ein gesundes Gewicht von 600 Gramm erreicht ist.” Verwaiste Igeljungen und das tägliche Füttern nehmen am meisten Zeit in Anspruch.
Auch einen Außenbereich gibt es, denn ein gesunder Igel läuft gerne viel und weit. Nur wenn etwas nicht in Ordnung ist, kommt er tagsüber aus seinem Versteck.
Adila ist darauf bedacht, die Tiere wieder dort auszusetzen, wo sie gefunden wurden. Wenn dies nicht möglich ist, werden sie an einer Stelle freigelassen, von der man weiß, dass es dort eine starke Igelpopulation gibt. 

“Ein weiteres großes Problem des Igels ist, dass er oft kein Wasser findet und dadurch dehydriert.” Ein Betreuer stellt Nahrung (meist Katzentrockenfutter) und Wasser auf.
Seit der Gründung hat “Can Hog” hunderte Igel gerettet. Die größte Hilfe jedoch wäre, so Adila, “wenn wir alle mehr auf diese kostbaren Geschöpfe aufpassen würden.”

Kontakt zu Can Hog
Can Hog steht mit Rat und Tat zur Seite, wenn Sie einen verletzten oder kranken Igel finden. Spenden, z.B. in Form von Katzenfutter (Trockenfutter ohne Fisch-, nur Fleischgeschmack), sind willkommen! Auch wer sich aktiv beteiligen möchte, etwa bei der Betreuung einer Futterstelle auf Ibiza, kann sich bei Adila melden. 
Facebook: “Can Hog Ibiza“
Adresse: Port des Torrent 
Email: canhogibiza@gmail.com
WhatsApp: 636 169 902

Mit viel Geduld päppelte er den Kleinen auf und schloss den stacheligen Kameraden schließlich in sein Herz. Die Liebe ging so weit, dass Bernd ihm ein prunkvolles Igel-Schloss baute. Wer einen schwachen Igel findet und Tipps braucht, kann sich bei ihm melden (Tel.: 602 552 079). Hier sein Erfahrungsbericht: 
“Die Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, sich erst einmal mit viel Liebe und Zuneigung dem Tier zu nähern und es behutsam aufzuheben, so dass die Stacheln auf der gesamten Fläche der Hand oder auf beiden Händen verteilt sind. Beim Füttern darf man nicht den Fehler machen, pure Milch oder nur pures Wasser zu geben. Ich empfehle Babykatzenmilch, die man in den Geschäften bekommt, und eine Nuckelflasche. Also mein Igel war wirklich total mickrig und dem Tod näher als dem Leben, und so habe ihm alle vier Stunden eine Flasche gegeben. Man sollte die Milch ein bisschen vorwärmen, und am Anfang war es so, dass ich ihm die Milch reinzwingen musste, also mit dem Nuckel. Irgendwann hat er das Maul von selbst geöffnet und nach dem fünften, sechsten Mal hat er auch verstanden, dass das sowas wie eine Zitze ist. 
Nach etwa zwei Wochen habe ich ihm die Milch in eine Schale gemacht und jetzt trinkt er selbständig, und was er auch mag, ist Katzenfutter. Natürlich ein richtiges, aber auch dieses harte, um seine Kiefermuskulatur zu stärken. Das trockene, harte zerbeißt er schon. Ansonsten habe ich den Kleinen, damit die Muskeln nicht inaktiv bleiben, in den ersten Wochen jeden Tag so eine halbe Stunde draußen rumlaufen lassen, unter Beobachtung natürlich. 
Zum Schlafen sucht er sich Stellen, die von der Sonne geschützt im Schatten liegen oder Ecken, wo es dunkel ist. Wenn sie noch ganz jung sind, brauchen sie Wärme, das ist ganz wichtig. Da würde eine Rotlichtlampe gehen oder eine Wärmflasche zwischen alten Handtüchern. Jetzt ist er auch stubenrein und ich höre nachts, wenn er draußen rumläuft und den leeren Milchbecher vor sich her schiebt, weil er mir sagen will, dass er Durst hat, oder einfach nur ein bisschen spielt und Bewegung braucht. Am Anfang hat er immer unter die Kommode gemacht, als wenn er wüsste, dass der Flur nicht beschmutzt werden soll, und damit ich da nicht reintrete. Da bin ich dazu übergegangen, dass ich ein paar Zewa-Lagen in sein Häuschen lege und seit kurzem mache ich morgens das Licht an und alles ist sauber, denn alles, was er auswirft, ist auf dem Zewa, also wirklich total pflegeleicht. Der schönste Moment für mich war, als er die ersten Laute von sich gegeben hat!”

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Text: nin/die / Fotos: Bernd Büssen/Can Hog
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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