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Zu teuer und keine Freiheiten: Ibiza, die Insel der Musik- und Tanzverbote

Macht die Inselregierung dem wichtigsten Wirtschaftsfaktor den Garaus?

Musik ist neben Salz das einzige nennenswerte Exportprodukt, das Ibiza zu bieten hat. In der ganzen Welt ist Ibiza für die besten Clubs und die besten Partys der Welt bekannt.

Zu dieser Popularität hat die Inselregierung keinen Deut beigetragen. Sie wurde stattdessen getragen von Menschen, die Musik, Freiheit, Sonne und Strand lieben und deswegen zum Teil über viele Jahre als treue Stammgäste auf die Insel kamen. 

Frühere “Space”-Kids sind heute erwachsen und haben Kinder, und auch wenn sie aus dem Alter raus sind, über die Stränge zu schlagen, bleiben sie der Insel treu und kommen nun zwar nicht mehr als Partygäste, sondern mit den Kindern in den Familienurlaub, oder zum Wandern, Yoga-Retreat oder einfach nur zum Abschalten. 

Musik ist trotzdem nachwievor ein zentrales Element ihrer Verbundenheit zu Ibiza, doch gerade hier versucht die Inselregierung seit Jahren, den Veranstaltern, Organisatoren und Künstlern den Saft abzudrehen. Es begann mit dem Verbot der “After-Hours” und dem “Daytime Clubbing”, sprich, Musik im Freien tagsüber genießen zu können. Andere Urlaubsdestinationen wie Kroatien, Bulgarien, Griechenland oder Mexiko erkannten den Bedarf und haben die Lücke schnell gefüllt. 

Es folgten Dezibel-Drosselungen der Musikanlagen, was die Hafenmeile von Ibiza-Stadt ebenso wie das West End in San Antonio zu stillen, gar bedrückenden Orten macht. Die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit kommt mit der Musik. Hatte früher nahezu jede kleine Bar ihren eigenen DJ, muss man sich nun für teures Eintrittsgeld in eine der überfüllten Mega-Diskos begeben, um ein bisschen schunkeln zu können. 

Auch Playa d’en Bossa ist nicht mehr der quirlige, lebhafte Ort voller lachender, junger Leute. Die kleinen Strandbars wurden von den Monopolisten übernommen und in edle Champagner-Lounges verwandelt. Die Beschlagnahmung etlicher Musikanlagen in der Vergangenheit durch die Stadtverwaltung sowie horrende Strafen wegen “Lärmbelästigung” taten ihr übriges, mutige Gastronomen oder Partyveranstalter zu vergraulen. 

Der einzige Ort, wo tagsüber in Playa d’en Bossa noch tanzbare Musik angeboten wird, sind das Playa Soleil und das Ushuaia. Zigtausende strömen jeden Tag in den Hotelkoloss mit seinen übermäßigen Schallschutzwänden, die neu sind, damit ja kein Ton nach außen dringt, der die Anwohner verstören könnte. Apropos Lärm: Die Location liegt exakt in der Einflugschneise des Flughafens, doch mit dem Dröhnen der Triebwerke haben die Anwohner scheinbar weniger ein Problem als mit den Hits der weltbekanntesten DJs, die, je nachdem wie der Wind steht, im entfernten Sant Jordi noch dezent zu vernehmen sind. 

Einschränkungen gab es auch für die Ticketverkäufer vor den Bars, die – man mag sie lieben oder hassen – wichtige Infostellen waren für Clubber, die sich über die verschiedenen Partys informieren wollten und bei der Gelegenheit vor der großen Sause noch den einen oder anderen Warm Up-Drink nehmen konnten. Für einen Cocktail zum Sunset ist heute jedoch kaum mehr Geld da, denn die großen Clubs greifen den Touristen mit bis zu 120 Euro Eintritt sehr tief in die Tasche. Pacha, Ushuaia, Amnesia & Co scheffeln jeden Tag Millionen von Euro, während die kleinen Gastronomen und Einzelhändler auf der Strecke bleiben. Denn zum Shoppen, Eisessen oder für einen kleinen Bootsausflug ist einfach kein Geld mehr übrig. 

Manch junger Gast verzichtet mittlerweile ganz auf eine Hotelbuchung. So beginnt der Ibiza-Trip bereits im Flieger, von dort geht es direkt auf die Piste und in den Club, und um 7 Uhr, wenn dieser schließt und in Ermangelung weiterer Alternativen um diese Uhrzeit, zurück zum Flughafen, wo die übernächtigten Partypeople bis zum Rückflug auf dem Boden schlafen. 

Immerhin gibt es eine kleine positive Kehrtwende: So sollen die schillernden Paraden abends in der Hafenmeile, die seit den 70-ern jede Nacht tausende Schaulustige anziehen, wieder weniger streng gehandhabt werden. Immerhin stellen sie eine kostenlose Tourismusförderung dar, für die die Inselregierung keinen Pfennig investieren muss.

Aber ist die Insel als musikalisches Mekka der Welt noch zu retten? Wann erkennen die Politiker, dass Musik, Tanz und Nachtleben der treibende Wirtschaftsfaktor der Insel sind, nach dem sich viele konkurrierende Urlaubsorte die Finger lecken würden und die bereits in den Startlöchern sitzen, Ibiza in diesem Aspekt mit günstigeren Preisen und mehr Freiheiten den Rang abzulaufen?

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Text: Friederike Diestel / Fotos: Privat
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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