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Der Malteserschwamm ist ein Vollschmarotzer – Keulenförmige Gebilde in den Salinen

Der Malteserschwamm ist ein Vollschmarotzer – Keulenförmige Gebilde in den Salinen

Vor allem in den Salinen von Formentera kann man im beginnenden Frühjahr merkwürdige keulenförmige Gebilde erblicken, die aus dem Sand hervorbrechen.

Manche mögen hier an Pilze denken, da sie wie Pilze aus dem Boden schießen und von der Form her auch so anmuten. Dann erblickt man aber bei näherem Hinsehen gelbliche Anhängsel, die wie Staubbeutel aussehen. 

Sind es Pflanzen oder gar Lebewesen von einem anderen Planeten? Man sieht keine Blätter daran und auch nichts Grünes. Wie also kann dieses Gebilde Photosynthese betreiben, sollte es denn eine Pflanze sein?

Des Rätsels Lösung ist: Es handelt sich zwar in der Tat um eine Pflanze, aber diese Pflanze hat kein Chlorophyll. Sie ist ein Vollschmarotzer. Der deutsche Name der Pflanze ist Malteserschwamm, ein Name, der an einen Pilz erinnert. 

Dieses Gewächs war es, die dem Fungus Rock, einem Felseneiland westlich der maltesischen Insel Gozo, seinen Namen gab. Dort wachsen diese Pflanze in Mengen. 

Der Name des Inselchens – wörtlich “Pilzfelsen” – zeigt uns, dass auch schon Andere diese Pflanze irrtümlich für einen Pilz hielten. Die Malteser nannten den vermeintlichen Pilz “fungus melitensis”, also “maltesischen Pilz”, und hiermit sind wir auch schon dem deutschen Namen recht nahe. 

Sie schrieben der Pflanze etliche Heilwirkungen zu und verkauften sie teuer an Fürstenhäuser. Da die Form als Phallus interpretiert werden kann, ist es selbstverständlich, dass die Signaturenlehre der Pflanze aphrodisierende Wirkung zuschrieb. Ebenso wie mit synthetischen Medikamenten wird eben auch mit Pflanzen Geldmacherei betrieben.

Auf Ibiza und Formentera ist diese Pflanze an manchen Stellen zu finden, während sie auf Mallorca und Menorca fehlt. Auch auf s’Espartar, westlich von Ibiza, findet man sie, sofern man eine Möglichkeit hat, dahin zu gelangen. Auf ibizenkisch heißt sie “magraneta de corb”. 

Das Wort “magraneta” ist eigentlich die Verkleinerungsform von “magrana”, “Granatapfel”. Die Verbindung zum Granatapfel erscheint nicht auf den ersten Blick einleuchtend. Nun ist “magraneta” ursprünglich der Name des Zistrosenwürgers, der wegen seiner granatroten Farbe so getauft wurde. Und dieser Name wurde auf andere schmarotzerisch lebende Pflanzen ohne Chlorophyll übertragen, die ebenso wie dieser nur zur Blütezeit oberirdisch sichtbar sind.

Der große Systematiker Carl von Linné gab der Pflanze den Namen Cynomorium coccineum, den die Botaniker bis heute einer eigenen Familie zurechnen, den Cynomoriaceae.

Der Malteserschwamm lebt hauptsächlich unterirdisch. Er saugt die Assimilate aus den Wurzeln anderer Pflanzen. In den Salzwiesen wachsen etliche Pflanzen, die früher als Gänsefußgewächse galten, heute aber den Amaranthgewächsen zugestellt werden. Diese sind die hauptsächlichen Wirte.

Wozu kann man diese Pflanze nun gebrauchen? Abgesehen von den zweifelhaften Heilwirkungen taugt sie wohl am ehesten zum interessierten und andächtigen Bestaunen.

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Text: gj / Fotos: red
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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