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Die Ameisenpolizei ist für den Osterhasen im Einsatz

Eine Lese- und Vorlesegeschichte für Kinder von der auf Ibiza lebenden Autorin Kim Lolipop

„Ich sehe ihn! Schaut!“ Aufgeregt stehen fünf kleine Osterhasenkinder mit ihrer Mutter am Fenster und starren hinaus. Vor einer Woche war der Osterhase zu seinen Lieblingsinseln Ibiza und Formentera aufgebrochen. 

Nun ist er endlich ist wieder zurück und steht Augenblicke später mit völlig zerzaustem Fell in der Tür. Stürmisch umklammern die Osterhasenkinder ihren Vater, und von seiner Frau erhält er einen liebevollen Kuss. „Wie war es?“, rufen alle durcheinander. „Hast du den Kindern noch rechtzeitig die Ostereier bringen können?“ Das Familienoberhaupt rauf sich müde seine Schlappohren: „Ich werde euch alles später erzählen.“

Als sich der Osterhase ein wenig ausgeruht hat, sitzt die ganze Familie am frühen Abend zusammen. Langsam beginnt er zu erzählen: „Wie ihr ja wisst, bin ich vor einer Woche aufgebrochen. Dieses Mal brauchte ich länger als sonst, da die Einsatzzentrale eine neue Route mit kleineren Wegen vorgeschrieben hatte. Nach zwei anstrengenden Reisetagen erreichte ich endlich unerkannt Ibiza und fand ein gutes Versteck an einem kleinen Strand. Ich sage euch: Die Insel ist ein kleines Paradies. Ich sah eine wunderschön blühende Landschaft und kristallklares Meer.

Sofort machte ich mich auf den Weg zu einem abgelegenen Bauernhof, wo ich die bemalten Ostereier abholen sollte. Doch als ich den Platz erreichte, erlebte ich eine böse Überraschung! Die Ostereier standen zwar zum Abholen bereit, aber sie waren noch nicht bemalt. Was sollte ich jetzt nur tun? Einen Moment dachte ich angestrengt nach. Dann entschied ich, die unbemalten Ostereier erst einmal in mein Versteck zu bringen. Als ich mit der Ladung an meinem kleinen Strand  angekommen war, setzt ich mich in den Sand und sah aufs Meer. Ich hatte keine Idee, wie ich allein in der verbleibenden Zeit die Ostereier bemalen und auf beiden Inseln verstecken sollte. Ich raufte mir immer wieder meine Schlappohren, die traurig herunter hingen, aber es fiel mir nichts ein.

Jetzt war alles aus! Plötzlich vernahm ich neben mir eine dunkle Stimme: “Erinnerst du dich nicht an die goldenen Regeln eins und zwei aller Osterhasen?” Als ich mich erstaunt zur Seite drehte, erblickte ich eine alte Riesenschildkröte. „Doch!“ antwortete ich. „Sie lauten: Ein Osterhase gibt niemals auf, und ein Osterhase lässt niemals seine Schlappohren hängen!“ „Richtig! Also, ich habe gehört, dass du ein Problem hast und werde versuchen, dir zu helfen”, bekam ich zu hören. 

„Aber die Ostereier sind noch nicht bemalt. Ich habe nicht einmal Farben!“ entgegnete ich verzweifelt. Doch die Schildkröte sah mich nur an und fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Du wirst alles schaffen! Denk nach! Es gibt hier auf Ibiza einen Platz, wo du alles über deine Arbeit gelernt hast.“ Allmählich verstand ich: „Ja, natürlich! Hier auf Ibiza gibt es eine Osterhasenschule, und dort werde ich  Farben finden!“ „Ganz genau!“, kam als Antwort. 

Sofort  machte ich mich auf den Weg. Die Osterhasenschule war zwar geschlossen, aber jeder Osterhase kannte das geheime Schlüsselversteck. Mühelos fand ich alles. Als ich nach wenigen Stunden wieder an den Strand zurückkehrte, erwartet mich schon die Schildkröte. „Hast du die Farben?“ fragte sie, und ich  nickte. „Gut, dann dreh dich mal um!“, sprach sie langsam.

Ich sah, dass hinter mir viele, viele bunte Ameisen bewegungslos in langen Reihen standen und anscheinend darauf warteten, was ich sagen würde. Fragend schaute ich zur Schildkröte, die lächelte: „Das ist die Ameisenpolizei von Ibiza. Sie wird dir helfen!“ 

So stand ich völlig überrascht vor der kompletten Ameisenpolizei der Insel, und wurde erwartungsvoll angesehen. Ich machte einen Freudensprung und begann, die Polizisten in Gruppen einzuteilen. Jede war für eine andere Farbe zuständig. Die jüngsten Helfer hatten die Aufgabe, die Eier am Ende durch schnelles Bewegen und Rollen im Wind zu trocknen. Es war unglaublich, wie schnell sich jede einzelne Ameise bewegte und perfekt mit den anderen in der Gruppe zusammenarbeitete. 

Schon Stunden später waren alle Eier leuchtend bunt bemalt. Am nächsten Tag begannen wir gleich am frühen Morgen mit der Verteilung. Die  Ameisen trugen in großen Gruppen jedes einzelne Osterei zum vorgesehenen Versteck.

Ich gab ihnen genaue Anweisungen und folgte dem Verteilungsplan der Zentrale. Ohne Pause wurden viele bunte Ostereier bewegt und der Zeitplan konnte genau eingehalten werden. In der Nacht vor Ostern erreichten wir Formentera. Jede Ameise erhellte mit starken Kopflampen den Weg, so dass auch dort die  Ostereier mühelos verteilt werden konnten. Als wir im Morgengrauen wieder den kleinen Strand auf Ibiza erreichten, erwartete uns erneut die Schildkröte. Zufrieden sah sie mich an und ging ohne ein Wort zu sagen ins Meer. 

Und so haben auch in diesem Jahr alle Ibiza- und Formenterakinder ihre Ostereier bekommen, und ich konnte lernen, dass es auf Ibiza eine Ameisenpolizei gibt.“

Hier beendet der Osterhase seine Erzählung. Begeistert klatschen die Osterhasenkinder in ihre Pfoten und rufen: „Frohe Ostern!“

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Text: Kim Lolipop / Fotos: Symbolfoto/Stockfoto
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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