Feuchtgebiet Ses Feixes: Der neue Lieblingsschlafplatz der Kuhreiher auf Ibiza
Das Leben im Feuchtgebiet Ses Feixes geht weiter, nachdem das Feuer im März 2017 einige Bereiche davon in Innenstadtnähe weitestgehend zerstört hatte.
Das Schilf reicht wieder meterhoch und neuerdings finden sich hier sogar exotische Gäste ein: Dutzende Bubulcus ibis suchen zur Abenddämmerung Zuflucht in den Palmen von Ses Feixes. In den Kronen der Bäume, die an manchen Stämmen noch Spuren der Flammen aufweisen, finden sich allabendlich mehrere Dutzend Kuhreiher ein. Eingenistet in den langen Palmblättern erschienen sie von Weitem wie weiße Weihnachtskugeln an einem Christbaum.
Die imposanten Vögel erreichen eine Spannweite von bis zu einem Meter, besitzen einen langen Hals, relativ kurze Beine und tragen ein weißes Federkleid. Doch nicht nur in Ses Feixes, auch in Ses Salines wurden sie von Joan Carles Palerm, Biologe und Präsident der Gesellschaft für Umweltstudien GEN, gesichtet: “Diesen Vogel kennt man normalerweise aus Dokumentationen über die Tierwelt im Serengeti, wo sie Zebras und anderen Herdentieren hinterherfliegen und die von den Hufen aufgeschreckten Insekten jagen.“
Auf Ibiza läuft ihre Nahrungssuche ähnlich ab, hier „verfolgen“ sie Ziegen und Schafe. Sie lassen sich auf den Nutztieren nieder und stürzen sich dann auf alles, was vom Boden hochfliegt.
Am Abend dann suchen sie sich einen hoch gelegenen Schlafplatz: “Sie reisen in Gruppen, um sich gegenseitig zu beschützen. Wittert ein Vogel Gefahr, warnt er den Rest der Gruppe und alle verlassen die Bäume kurz darauf”, weiß Palerm. In den Salinen kommen sie bereits seit drei Jahren vor. Ihr Nutzen sei nicht zu vernachlässigen, betont der Biologe: “Sie helfen den verbrannten Palmen bei der Regeneration”.
Wenn in der Morgendämmerung die Ziegen die Ställe verlassen, machen sich auch die Kuhreiher auf die Futtersuche, etwa in den Feldern rund um den Camí Vell oder Sant Jordi.
Vor allem während der kühleren Jahreszeit sichtet man die Vögel vielerorts auf Ibiza. “Wir haben nur wenig Information darüber, wohin sie wandern und woher sie kommen. Auf dem Festland brüten diese Tiere zum Beispiel im Doñana-Nationalpark, wo sie ganzjährig sesshaft sind.”
Nach Ansicht Palerms unterstreicht die Anwesenheit des Kuhreihers in Ses Feixes die Diversität und das Potential dieses Gebiets: “Nach wenigen Monaten hat sich der Schilf erholt, auch die Rohrsänger sind wieder zu hören. Wenn man jetzt noch die Wasserqualität verbessern könnte, gäbe es sicherlich eine noch größere Tiervielfalt.”
Text: lam, Foto: Diario de Ibiza
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