Neues Jahr, neues Glück: Disziplin ist die höchste Form der Selbstliebe
Starthilfe ins neue Jahr mit dem Fitness- und Gesundheitsberater Adam Radkowski (TEIL 2)
Hola Adam! Viele Menschen sind unmotiviert, wenn es um neue gute Vorsätze geht, weil sie wissen, dass es lange dauern wird, sie zu verfestigen. Wie gelingt es uns, eine Sache wirklich durchzuziehen?
Wir sollten uns einfach viel öfter vor Augen führen, was für ein langer Weg es war, uns in die Situation, in der wir uns befinden, hinein zu manövrieren. Da wird es umso deutlicher, dass wir uns auch immer mindestens die gleiche Zeit geben sollten, uns aus dieser wieder heraus zu bewegen. Selten passieren Dinge über Nacht. Es ist, wie am Bahnhof auf den Flieger zu warten. Der kommt einfach nicht. Dabei ist die beste Prognose eines Lebens, es sich selbst zu erschaffen. Ein langer Weg braucht dann genauso einen ersten Schritt wie ein kurzer, der aber nicht groß sein muss. Denn auch kleine Schritte führen uns ans Ziel und das sogar mit einem deutlich geringeren Aufwand, was mit einer kleineren Überwindung des inneren Schweinehunds einhergeht.
Warum ist der erste Schritt immer der schwierigste?
Erst, wenn wir den Mut aufbringen, den ersten Schritt zu tun, geben wir uns gleichzeitig die Chance, einen neuen Kurs einzuschlagen, dem entgegen, was wir uns wünschen, wovon wir träumen. Dabei ist die Entfernung zwischen unseren Träumen und der Realität die Disziplin, welche gleichzeitig die höchste Form der Selbstliebe darstellt. Denn nur, wenn wir lieben, was wir tun und wie wir es tun, geben wir uns die Chance, nicht nur erfolgreich, sondern gleichzeitig glücklich zu sein.
Ist Glück plan- oder steuerbar?
Das so häufig bezeichnete Glück ist eine konsequente Aneinanderreihung eigener Entscheidungen, die sukzessive und bedingungslos reinen Herzens getroffen wurden. Ein permanentes Wohlgefühl als Antwort unserer Seele mit dem Hinweis auf den perfekten Seelenplan ist das Gefühl, das dann als Glück bezeichnet wird.
Wo liegt das Glück? Im Innen oder im Außen?
Unsere innere Stimme zeichnet immer den richtigen Weg, der am besten für uns ist. Die Herausforderung ist es, dieser unentwegt zu folgen und jedwede Abweichung durch Interferenzen aus der Umwelt zu vermeiden. Der Vergleich mit anderen ist dabei grundlegend hinfällig, da jeder von uns von Grund auf einzigartig in sich, seinen Fähigkeiten und Potentialen ist. Wir sind perfekt, genau wie wir sind.
Wo fängt das Glück an?
Jeder hat seine ganz individuelle Lebenssituation, Entwicklungsfelder und Aufgaben auf diesem Planeten. Grund genug, sich selbst tief in die Augen zu schauen und sich dafür zu lieben, wer man ist. Denn Liebe und Respekt fangen bereits im Spiegel an.
Wie kommen wir in den Zustand der Selbstliebe?
Im Zustand der Selbstliebe beginnen wir, jeden Tag etwas mehr unsere eigentliche Bestimmung zu finden und diese zu leben. Wenn wir es schaffen, den Zustand weiter zu verinnerlichen, werden wir uns in Folge auch immer an den Ort auf der Welt begeben, wo die Bedürfnisse der Welt auf unsere Talente treffen. Eine perfekte Symbiose des Seins.
Ist Selbstliebe gleichzusetzen mit Egoismus?
Alles, was nicht in Resonanz zur Urform der Liebe ist, wird nach und nach abklingen, und je stärker wir uns diesem reinen und unberührten Zustand nähern, desto mehr werden wir es lieben, diszipliniert zu sein. Plötzlich sind unsere Entscheidungen intrinsischer Natur, zum Besten unserer selbst, ohne sich dabei egoistisch zu fühlen, fernab des Materialismus. Wir treffen dann Entscheidungen, um unserer selbst zu entsprechen, und nicht der Gesellschaft. Denn was bringt es, wenn man all seine Energien dafür aufbringt, anderen zu gefallen, während man selbst doch der einzige ist, dem man etwas zu beweisen hat?
Steht der Kampf ums Überleben dem Glück im Wege?
Natürlich gibt es auf der anderen Seite die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, um sich sein Leben leisten zu können, insofern man nicht der Ignoranz folgt und sein Leben fernab der Gesellschaft einsam auf einem Berg oder im Regenwald verbringen möchte. Geld beschleunigt zudem die Entwicklung. Kein Geld der Welt aber beschleunigt den Willen zu dieser Entwicklung. Ganz im Gegenteil.
Das Geld verleitet uns zur perfekten Illusion der materiell geprägten Gesellschaft, die uns glaubhaft machen möchte, was wir anscheinend alles brauchen, um wirklich glücklich zu sein.
In welcher Relation steht der Materialismus zum Glücksempfinden?
Wer entscheidet letztlich darüber, ob wir Glück empfinden? Unser Nachbar, unsere Freunde? Oder sind es doch nur wir selbst, die das empfinden können? Brauchen wir all die Dinge oder wollen wir nur jemandem imponieren und zeigen, dass wir erfolgreich sind? Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, die nicht mit unserer inneren Stimme übereinstimmt, bringen wir einen Konflikt in unser Inneres ein, der wieder kompensiert werden muss. Dies führt zu einem Kompensationskreislauf, welcher durch das Andauern und die Häufigkeit zu einer Gewohnheit übergeht. Die Kompensationsgewohnheit wird geboren. Eine der tückischsten und herrschsüchtigsten Angewohnheiten, der wir entgegenstehen können. Sie führt dazu, dass wir uns nicht mehr durch Liebe und Respekt, sondern durch Dinge definieren, um uns scheinbar zu beglücken und in den Eskapismus flüchten, da wir unseren Alltag eigentlich gar nicht mögen und uns viel lieber berauschen und betäuben, als uns mit diesem zu konfrontieren.
Vielen Dank!
Das Gespräch führte Friederike Diestel
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Text: Friederike Diestel / Fotos: privat
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera
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