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Quarantäne: Polizei und Militär sollen asymptomatische Positive kontrollieren

Im neuen Beschluss des Gesundheitsministeriums sind die Verpflichtungen der Betroffenen aufgeführt, die bei einem PCR-Test ein positives Resultat bekommen haben.

Per SMS erhalten sie eine Benachrichtigung mit konkreten Anweisungen, wie sie sich verhalten müssen. Auf den Balearen muss demnach “jeder, bei dem eine aktive Corona-Infektion diagnostiziert wird, mindestens zehn Tage“ in häusliche Quarantäne, steht im BOIB-Gesetzblatt. 

Auch werden neue Maßnahmen zur Kontrolle eingeführt. Es soll sichergestellt werden, dass Menschen, die aufgrund des Coronavirus in Isolation sind, diese auch einhalten.

Die Quarantäne “impliziert die Verpflichtung”, dass sich die “infizierte Person während des jeweils festgelegten Zeitraums nicht aus dem Haus” bewegen und “nicht mit anderen Personen interagieren“ darf, heißt es in einem Artikel des Diario de Ibiza vom 5. September. 

Es kann einzelne Personen, aber auch Gruppen betreffen, bei denen “der Verdacht” auf eine Infektion bestehe. Die Dauer hänge von der spezifischen Situation des jeweiligen Falles ab.

Schon jetzt beschäftigen die Gesundheitsämter zahlreiche neue Mitarbeiter, die allein für die Nachverfolgung von mit Covid-19 infizierten Personen eingestellt wurden. Um sicherzustellen, dass die “Positiven” während der Isolationshaft ihr Heim nicht verlassen, sollen örtliche Behördenmitarbeiter, Polizeikräfte und möglicherweise sogar das Militär sorgen. 

Die Balearenregierung scheint sich um das Wohl der Bewohner der Inselgruppe, die aktuell eine Bevölkerungszahl von 1,2 Millionen Menschen (Touristen oder Saisonarbeiter nicht eingerechnet) aufweist, sehr zu sorgen. Immerhin sind hier seit dem Auftauchen der Krankheit 249 Menschen in Verbindung mit Corona verstorben.

Zwölf davon auf Ibiza und Formentera: Zuletzt traf es am 23. April Andrea García (Jahrgang 1941) auf Formentera. Auf dem Facebook-Account des von ihr und ihrem Ehemann 1971 eröffneten Strandrestaurants “Juan y Andrea” wies die Familie darauf hin, dass „Andrea nach langer Krankheit” verstorben sei, “am Ende infiziert mit dem Virus”. Seitdem hat es auf den Pityusen keinen Todesfall mehr in Verbindung mit dieser Krankheit gegeben (Stand: 6. September 2020). 

Auf der anderen Seite steigen derzeit wieder die Fallzahlen, also die Zahl von Menschen, die meist nur leichte, wenn überhaupt, Symptome zeigen, aber ein positives PCR-Testergebnis bekommen haben. 

Dies liegt zum einen an der erhöhten Menge und auf der anderen Seite an der hohen Fehlerquote der durchgeführten Tests. Zumal sich die Bevölkerung als auch die Besucher auf den Balearen nun seit Wochen und Monaten respektvoll und vorschriftsmäßig an die Corona-Regelungen wie Schutzmaske und Mindestabstände halten. 

Francina Armengol Socías, die Präsidentin der linksgeführten Balearenregierung, traut dem Frieden nicht. Ende August forderte ihr Kabinett bei der Zentralregierung hundert Soldaten “zur Nachverfolgung von Coronavirus-Fällen” an. Die Verstärkung soll helfen, “asymptomatische Positive zu finden.” Die balearische Ministerin für Gesundheit und Konsum, Patricia Gómez, hat einen entsprechenden Antrag formuliert, in der sie förmlich die Zusammenarbeit mit der Armee anfordert.  

Derzeit zählen die Balearen 190 Sachbearbeiter, die sich der Nachverfolgung der “Positiven” widmen. Etwa 30 weitere sind in Ausbildung und werden in Kürze das Team ergänzen. 

Mit der Eingliederung der Soldaten kommt der Archipel auf 1,2 Nachverfolger pro 5.000 Einwohner. Das ist eine höhere Rate als die von der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation) empfohlene.

Zwar heißt es von offizieller Seite, die Aufgabe der Soldaten sei die Nachverfolgung von Covid-19-Fällen auf der Inselgruppe, doch in den sozialen Medien tauschen sich die Menschen darüber in Sorge aus, könnten die Einsatzkräfte doch auch dafür abgestellt werden, mögliche Aufstände und Revolten niederzuschlagen. Die Empörung in der Bevölkerung über die ungerechtfertigten und drakonischen Maßnahmen der Regierung wächst jeden Tag. 

Text: die / Foto: DDI