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Retrospektive: Familienurlaub auf Formentera im Jahr 1973

Ferdinand Keuters Reisebericht: Mit der “Joven Dolores” auf die schönste Insel der Welt

Wir kamen mit der “Joven Dolores” im Sommer 1973 für vier Wochen auf die schönste Insel der Welt. Der Kahn nach Formentera war beladen mit Gemüse in Kisten, an der Reling quetschten sich Touristen mit ihrem Gepäck.

Rein gefühlsmäßig kamen die Wellen bis kurz unter die Bordwandkante. Zum Schluss noch ein Fahrgast mit einem Fiat 500, der kam noch oben auf die Ladung. Für uns war das zum Fürchten schön.

In den ersten Tagen auf Formentera bin ich krank und kann nicht aus dem Bett. Meine Aufregungen im Beruf haben mich und die ganze Familie krank gemacht. Nach drei Tagen ist der Spuk Gott sei Dank vorbei.

Unsere Tochter Ira ist tagsüber unser Sonnenschein. Aber in der Nacht beginnt eine Tortur. Wenn wir Abend gegessen und etwas gefeiert haben, möchten wir ins Bett gehen. Doch zu diesem Zeitpunkt legt Ira los und muss bewegt werden. Mit Schreien wird dieser Wunsch untermauert. Da meine Frau Bärbel nicht das ganze hellhörige Hotel wach werden lassen will, geht sie schon früh an den Strand. In den ganzen vier Wochen erlebt sie keine Nacht ohne Geschrei unserer Kleinen. Das trübt die Stimmung auf dieser so schönen Insel.

Wir machen Ausflüge mit dem Taxi zur nördlichsten Spitze. An einigen Stellen können wir die Insel von einer Seite zur anderen Küste durchqueren. Sonnenanbeter gehen zu einer bestimmten Stelle, um hüllenlos zu baden. Oben ohne ist noch nicht gestattet und Nacktbaden erst recht nicht.

Wir treffen eine andere Familie mit ihren zwei Kindern. Sie haben außer einem Sportanzug, je einer Badebekleidung und etwas Toilettenartikeln nichts dabei. Sie sind drei Wochen unterwegs und reisen mit nur einem Koffer. Herr E. ist bei einer Modezeitung in leitender Stellung und will mit Mode im Urlaub nichts zu tun haben. Frau E. ist stets gut gelaunt. Der Urlaub hat uns allen sehr gut getan: Vier Wochen keinen sehen, der unsympathisch ist, war für uns eine Wohltat.  

Ein schöner Nachmittag fällt mir ein: Geschätzte 1000 Meter vom Sandstrand sehen wir einen großen Fels im Meer. Immer wieder kommt der Gedanke auf, diesen schwimmend zu umrunden. Ein anwesender “Sportlehrer“ tut sich besonders damit hervor. Irgendwann wird das meiner Bärbel zu viel. Sie fordert ihn heraus, er willigt ein, dabei lächelt er geringschätzend. Die Strecke ist weiter, als wir gedacht haben. Schon bald werden die Schwimmer kleiner und kleiner. Dann verschwinden sie ganz in den Wellen.

Nach geraumer Zeit sehen wir Bärbel ganz vorne zurückkommen, der Sportlehrer weit abgeschlagen. Was war geschehen? Bärbel als ehemalige westdeutsche Meisterin im 200 Meter-Brustschwimmen war ihm einfach überlegen. Zu fast übermenschlichen Leistungen hat sie ein Fisch angetrieben, den sie sogar kurz in der Hand hatte. Davon hat sie dem Verlierer natürlich nichts erzählt. Der war ab da etwas kleinlauter.

Auch Einheimische trafen wir: Ein Bootsbesitzer schützt sein Boot vor der heißen Sonne. Bei diesen Booten aus Holz, deren Rumpf aus einzelnen Hölzern besteht, ist es besonders wichtig, sie vor der Hitze zu schützen.

Nur noch auf wenigen Werften wird diese Bauweise angewandt. Ein Bootsbaumeister gab bereitwillig Auskunft über dieses Spezialgebiet. Er bevorzugt Eiche, weil Esche zwar biegsamer, aber auch anfälliger gegen Fäulnis ist. Das vorgesehene Holz muss von bester Qualität sein, geradlinig gewachsen und ohne Äste und Wuchsfehler.

Die weiße Seelilie hingegen blüht sorglos am Strand, ihr scheint die trockene Hitze gerade recht zu sein. Ein Wunder der Natur?

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Text: F. Keuter / Fotos: F. Keuter
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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