Wiederauferstehung eines edlen Gewürzes – Safrananbau auf Ibiza nach alter römischer Tradition
Safrananbau auf Ibiza nach alter römischer Tradition
Benirras – Als der Holländer Enrique Kips ein altes, ibizenkisches Bauernhaus mit etlichen Hektar Brachland bezog, stellte er sich der Herausforderung, die verwahrlosten Felder zu kultivieren und sie für den ökologischen Anbau zu nutzen.
Seine erste Idee war, Gemüse und Kartoffeln anzubauen. Doch auf Nachfrage bei der Familie Codolar, den Eigentümern der Finca, stellte sich heraus, dass die Römer vor über zweitausend Jahren auf den – heute nur noch schwer als solche erkennbaren – Terrassenfeldern Safran züchteten.
Die letzten 120 Jahre sei der Boden komplett sich selbst überlassen worden, berichtete José Colomar.
Kips schickte Wasser- und Bodenproben nach Holland zu einem Prüflabor und bekam schon eine Woche darauf Besuch von Experten für Blumenzucht. Das Ergebnis der Untersuchungen und die Lage der Felder erschienen ihnen als die idealen Bedingungen für den Anbau des crocus sativus, der Krokusart, aus der die Safranfäden gewonnen werden.
Nach ausführlichen Gesprächen mit dem Inselrat und der örtlichen Landwirtschaftsgenossenschaft wurde aus dem Plan, ein kleines Probefeld mit 4.000 Blumenknollen anzulegen, ein größeres Projekt mit 150.000 Krokussen.
Die erste Ernte im November 2013 konnte als weltweit einzigartig bezeichnet werden und übertraf alle Erwartungen: rein ökologisch angebauter Safran höchster Güteklasse.
In der Folge führten Kips und seine beiden Partner Verhandlungen mit einem niederländischen Unternehmen, um im folgenden Herbst, wenn die ibizenkische Sommerhitze vorüber ist, etwa zehn Hektar der Schwertliliengewächse anzubauen.
Mit diesem Projekt erfuhr ein edles, vergessenes Produkt eine Wiederauferstehung. Der ibizenkische Safran wird nach alter römischer Tradition und auf ökologische Weise von Hand angebaut und geerntet.
Die Firma Asafranes SL arbeitete dabei eng mit den niederländischen Spezialisten zusammen und freut sich über die aktive Unterstützung der einheimischen Agrarexperten.
Aus der simplen Idee, Bio-Gemüse zu züchten, wurde ein gewaltiges Projekt, dessen spezifische Anforderungen beim Setzen der Knollen auf dem Feld sowie bei der Ernte positive Impulse auf den lokalen Arbeitsmarkt haben könnten.
So treten Ibizas Junglandwirte mit dem Safrananbau in die Fußstapfen ihrer Großeltern. Die Inselregierung hat Horacio López Córcoles, einen Safran-Experten vom spanischen Festland, damit beauftragt, interessierte Bauern auf Ibiza darin anzuleiten, dieses Gewürz anzubauen. Die edle Pflanze mit den violetten Blüten und den roten Blütennarben ist seit dem Altertum in den Gärten der Häuser auf Ibiza vorhanden.
Bereits die Phönizier bauten hier Safran an. Römer und spätere Siedler taten dies ebenfalls. Tatsächlich verfügte historisch gesehen früher fast jede Finca über einige Pflanzen für den Eigengebrauch. Safran ist eines der wenigen bekannten Gewürze, die seit jeher auf der Insel kultiviert werden und hier als heimische Gartenpflanze gelten.
Seit einigen Jahren wächst die Zahl der Junglandwirte, die die Krokusse auf rentable und ökologische Weise wieder auf die Felder zurückbringen möchten.
Das Landwirtschaftsamt des Consells organisierte gar eine Konferenz zum Thema. Referent Córcoles, Doktor der Agrartechnik, stammt aus der Region Albacete, die den größten Teil des spanischen Safrans produziert. Ziel der Fortbildung war es, grundlegendes Wissen über die Anbaumethoden zu vermitteln, aber auch Tricks, die Safranqualität und den Ertrag zu maximieren. Insgesamt 22 Landwirte folgten den Ausführungen des Experten in den Räumen der Genossenschaft von San Antonio.
“Italiener verkaufen Safran an Touristen als Andenken für 30 bis 35 Euro pro Gramm. Das liegt zwar auch daran, dass sie einfach gute Verkäufer sind, doch man könnte dasselbe auf Ibiza auch machen. Sie haben hier eine goldene Chance!”, betont er.
Eines fiel in den Gesprächen auf: Fast alle Redner begannen mit den Worten “meine Großeltern” oder “meine Eltern haben immer Safran angebaut”. So auch Irina Cendrera, Besitzerin des Weinguts Can Joan Fornet, die 2018 auf 2.000 Quadratmetern zum ersten Mal Safranzwiebeln aus kontrolliert biologischem Anbau ausbrachte. Das Experiment läuft gut: “Wir haben Safran hinzugefügt, weil ich mich dafür interessiere, auch wenn die Investition sehr kostspielig war”, sagt sie.
Tatsächlich liegen die Kosten für den Kauf der Knollen zwischen 20.000 und 30.000 Euro pro Hektar. Ihre erste Ernte lag bei 300 Gramm, die Cendrera zu 8 oder 9 Euro pro Gramm an die Kooperative verkaufte. Die Endkosten für den Verbraucher liegen derzeit zwischen 10 oder 11 Euro pro Gramm. Laut Córcoles könne man aber auch einen höheren Preis verlangen.
Safran ist eine Pflanze mit einem jährlichen Erntezyklus und einer Lebensdauer von etwa fünf Jahren. Dann müssen die Knollen ausgebuddelt und auf einem anderen Feld wieder eingesetzt werden.
Die allgemeinen Bedingungen von Ibiza in Bezug auf Klima und Boden seien ideal für Safran, so Córcoles. Die zarte Pflanze blüht Ende Oktober oder Anfang November, was der Ibizenko José Ribas sehr gut findet: “Einerseits möchte ich etwas zurückbringen, was mich an meine Großeltern erinnert.” Auf der anderen Seite lässt sich Safran “ideal in die Arbeit mit den anderen Feldfrüchten integrieren”, da er zu einer Jahreszeit geerntet wird, “in der fast alles andere bereits eingebracht ist, genau bevor die Olivenernte losgeht”. Auch er hat die wirtschaftliche Rentabilität von Safran erkannt.
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Text: inn / Fotos: red
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