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Das Universalgesetz: Schiller und die Schwerkraft der Geschichte 

Achtung, Satire! IK-Kolumnist Peter Urbansky über die Geburt im kosmischen Maßstab

Vielleicht zur vorweihnachtlichen Einstimmung für den Kriegswinter 22/23 mal was Nachdenkliches? Keine Angst, ich werde nicht rührselig und nicht mehr als unvermeidlich pathetisch. 

Seit Jahrzehnten beschäftigt mich die Frage: Warum ist der Mensch so wie er ist? Warum kann er sich nicht ändern? Nicht mal auf Ibiza?

Damit knüpfe ich etwas an meinen Artikel aus dem IK106 an. Vor langer Zeit – noch im Schreibmaschinen-Mesozoikum – habe ich mal einen Aufsatz geschrieben zur Korrelation zwischen den Naturgesetzen im Kosmos, menschlichem Verhalten und menschlicher Zivilisation.

Meine damalige These: Wenn die Theorie vom Urknall zufällig zutreffen sollte, das heißt, unser Universum durch einen gewaltigen, explosiven Lichtblitz geboren ist, dann sind hierbei nicht nur für alle unbelebte Materie, sondern natürlich auch für alle Lebensformen verbindliche Naturgesetze in diesem Universum entstanden.

Aber – und jetzt wird’s pathologisch – die grundsätzlichen Verhaltensmuster von Leben und sogar von Zivilisationen sind dann gleichfalls durch ihre explosive Herkunft festgelegt. Unverrückbar und endgültig.

Fangen wir ganz vorn an, beim Lichtblitz. Ich schrieb damals: “Nicht nur die physikalischen Gesetze sind im Urknall-Universum universalverbindlich für alles, was darin existiert, sondern auch die kulturellen Ausprägungen aller Zivilisationen in einem solchen Universum folgen zwanghaft einer Richtung. Und diese Richtung geben die physikalischen Umstände der Geburt im kosmischen Maßstab vor: Zum Beispiel das Licht.“

Mal sehen: Das heißt, auch die Kollegen in den fliegenden Untertassen (regelmäßig bei Es Vedra unterwegs) sind lichtorientiert. Die Aliens in den fliegenden Radkappen mögen wie komische, nackige, chinesische Kinder mit großen, querliegenden Eierköpfen und Mandelaugen aussehen. In unserer Phantasie sind sie immer irgendwie Abziehbilder unserer eigenen Spezies. Vielleicht nicht, weil wir beschränkt sind, sondern weil “höhere” Lebensformen, soweit sie sich mit Körperlichkeit herumschlagen müssen, wie alles Leben, dem Licht entstammen und ihm folgen müssen. Das heißt, sie haben “Augen” wie wir und nutzen das elektromagnetische Spektrum von sichtbarem Licht, wie wir. Nichts gegen die imponierende Radartechnik der Fledermäuse, aber würden Sie tauschen?

Vielleicht liegen wir in der Darstellung Außerirdischer rein instinktiv völlig richtig. Weil es Kollegen sind. Weil alles andere widernatürlich wäre.

Mehr noch: Egal, wo immer auch im Kosmos “zivilisiertes Leben“ existiert, ganz sicher wird es dort etwas geben, das wir “Religion” nennen würden. Und ganz sicher wird das Licht im Mittelpunkt stehen. Wie bei uns. “Ich bin das Licht, das Leben und die Wahrheit”, spricht der Herr. Vermutlich nicht nur unser Herr.

Also werden die, egal in welcher Galaxie, auch sowas wie Weihnachten feiern. Und an Silvester Böller krachen lassen. Denn kosmisch, kulturell, tiefenpsychologisch gesehen, ist die Silvesterknallerei nichts anderes als eine Urknall-Geburtstagsfeier. Alles, wirklich alles kommt aus dem Licht und will auch dort wieder hin. Einzelheiten hierzu erklärt Ihnen gerne Dr. Lutz Wilden! 

Der Lichtkult ist interkosmisch determiniert. Wer könnte auf Ibiza leben und das bestreiten, wenn das mit dem Urknall stimmt?

Ein weiteres, alles beherrschendes Naturgesetz stellt die Gravitation dar. Im Kosmos erschafft und zerstört sie. In den Zivilisationen, die aus ihr geboren sind, setzt sie sich unter dem Decknamen “Macht” fort.

Damals schrieb ich: “Die Macht der menschlichen Machart ist eigentlich kosmischer Machart. Deshalb ist unser Dasein so vollkommen unentrinnbar bestimmt von ihr.“ (Übrigens: “Die Macht” ist weiblich! Naja, was sonst…). Ich füge heute hinzu: Das betrifft auch die Marsmännchen (ja, ja und Weibchen) und diese Typen von den Plejaden. 

Gewaltige Massen, wie Sonnen, zwingen kleinere Objekte in ihr Schwerefeld und bilden Systeme. Ludwig XIV. nannte sich Sonnenkönig, weil er dasselbe tat. Noch mehr traf dies auf seinen illegitimen Nachfolger Napoleon I. zu. Man sieht, Schwerkraft verachtet das Prinzip der Legitimität. Immer! Die Geschichte ist voll von Beispielen, die Gegenwart erst recht.

Wenn sich Systeme überdehnen oder die Kraftquelle in ihrem Zentrum nachlässt, brechen die Trabanten aus oder verbrennen in ihrem Mutterstern. Das System überexpandiert und implodiert schließlich. Im schlimmsten Fall bleibt ein schwarzes Loch zurück. Kein Licht mehr, kein Leben, nichts.

Am Schicksal des Römischen Reiches, dem Europa unter Napoleon und während des Ersten Weltkrieges lässt sich dieser Ablauf sehr schön nachvollziehen.

Den USA, Russland und China steht dasselbe ins Haus. Mal sehen, wer zuerst der Schwerkraft der Geschichte folgen wird. Für uns, die Trabanten, spielt die Reihenfolge keine Rolle. Wir haben schweigend zu verbrennen oder im schwarzen Loch zu verschwinden. “Deutschland” ist darin ja bereits 1918 verschwunden, spätestens 1945.

Unter diesem Gesichtspunkt gilt der schöne Schiller-Satz für alle Zivilisationen im All: “Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.” Das Gesetz der Gravitation, der Macht.

Sie können die Ewigkeit dieses Verdiktes gern an weniger monumentalen Beispielen erproben. Unternehmen ballen sich auf diese Weise zu Konzernen zusammen, Familien, Liebende. Und ebenso, mit Krach und Donner, vergehen sie wieder. Das Vergnügen eines 300-jährigen Firmenjubiläums oder einer Goldenen Hochzeit ist nur Wenigen vergönnt.

Geld übrigens, was ja nichts anderes ist als Schulden, unterliegt ebenfalls der Schwerkraft. Besonders Geld! Große Schuldensysteme (Fonds, Derivate, ja ganze Währungen) saugen durch ihre bloße Masse alles an kleineren Debitoren auf, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Produktionsketten, Handelsverbände, Rohstoffquellen, Kreditpakete, bis hinunter zum “Staub” der abhängig Beschäftigten. Wenn die Schuldner ausgesaugt oder selbst pleite (massearm!) sind, dann kracht auch der hellste Stern am Finanzhimmel zusammen. Wie beim Lehman-Crash 2008, der sich wahrhaftig zum schwarzen Loch auswuchs, das alles verschlang, was nicht weit genug entfernt war.

Und egal, wohin Sie im All abhauen, auch dort gibt es Schulden. Ganz sicher! Leider reicht der Platz hier nicht aus, um weitere aufschlussreiche Beispiele anzuführen. Die Reihe ist endlos. Vielleicht spinnen Sie mit Ihren Lieben unter dem Weihnachtsbaum den Faden weiter. Ein typisches “Ibiza-Thema”, finde ich. All das enthebt uns glücklicherweise der mühseligen Suche nach höherer Intelligenz im Weltraum. Da können wir auch gleich zuhause bleiben und die Probleme vor Ort lösen, soweit es uns “das Gesetz“ ermöglicht. 

Aber sowas mögen wir nicht. In den letzten 10.000 Jahren wurden Probleme immer nur aufgeschoben, verschlimmert, nicht erkannt, verdrängt, umgeschuldet, weggebetet oder als “Impfstoffe” verspritzt. 

Weglaufen soll manchmal helfen. Hier auf Ibiza gibt es ja für viele Zeitgenossen offensichtlich überhaupt keine bindenden Gesetze, egal ob vom Universum oder vom Finanzamt.

Wenn sich das herumspricht, gibt’s hier bald nur noch Stehplätze. Ich wünsche Ihnen ein schönes, gesetzloses Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!

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Text: Peter Urbansky / Fotos: urb
Copyright: Ibiza Kurier – Die deutsche Zeitung für Ibiza und Formentera 

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